„In den letzten Monaten hat sich die Situation des Mittelstandes im Wettbewerb gegenüber den Entsorgungskonzernen und den kommunalen Unternehmen nicht entspannt. Remondis ist weiter auf Einkaufskurs. Die Rekommunalisierung findet immer noch kein Ende.“ Das erklärte Präsident Bernhard Reiling auf der diesjährigen Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung in Baden-Baden.
Zuvor machte Reiling deutlich, dass Deutschland unruhige Zeiten erlebe. Angesichts großer innen- und außenpolitischer Probleme wünscht sich die Wirtschaft eine entschlossene und handlungsfähige Bundesregierung. "Die Menschen erleben jedoch eine Regierung, die sich nur mit sich selbst beschäftigt. Das zeigt sich auch in unserer aktuellen bvse-Branchenumfrage. Trotz gut laufender Wirtschaft werde die Umwelt - und Wirtschaftspolitik der Bundesregierung so schlecht beurteilt wie seit vielen Jahren nicht mehr", berichtete der bvse-Präsident.
Aber auch innerhalb der Branche sei "längst nicht alles rund gelaufen". Reiling: "Die Pleite der ELS und die damit verbundenen Schäden in Millionenhöhe haben gezeigt, wie anfällig die dualen Systeme sind. Wir brauchen als Auftragnehmer der dualen Systeme Sicherheiten. Das fordern wir gemeinsam mit anderen Verbänden ein. Es ist jetzt an der Zeit, dass ein Sicherheitsnetz eingezogen wird!"
Die Übernahme der DSD GmbH durch Remondis oder die Übernahme von Tönsmeier durch die Schwarz/Lidl-Gruppe zeige, dass die Branche im Umbruch ist. Die mittelständisch geprägte Marktstruktur der Branche sei in Gefahr, betonte der bvse-Präsident. Reiling mahnte deshalb eine Politik für den Mittelstand an. Reiling: Wir brauchen aber Taten und nicht nur gute Worte, sonst geht der Ausverkauf weiter.
Konkret begrüßte er zwar die Sektoruntersuchung des Bundeskartellamtes, aber er forderte, dass die Bagatellgrenze von 15 Millionen Euro auf höchstens 5 Millionen Euro abgesenkt werden müsse. Zudem müsse die Möglichkeit der kommunalen Inhouse-Vergabe deutlich eingeschränkt werden.
Mit der Entwicklung des bvse zeigte sich Reiling sehr zufrieden. "Der bvse hat in den letzten 12 Monaten seinen Kurs in unserer Branche erfolgreich beibehalten. Das zeigen die erfolgreichen Veranstaltungen und Tagungen des Verbandes. Das zeigt auch, der nach wie vor festzustellende Mitgliederzuwachs. Wenn man die Branchenentwicklung betrachtet, ist das alles andere als ein Selbstläufer", betonte Bernhard Reiling.
Die anstehenden Wahlen bestätigten auch die Zufriedenheit der Mitgliedsunternehmen mit dem Präsidium. Bernhard Reiling wurde einstimmig wieder zum Präsidenten gewählt. Ebenso Björn Becker als erster Vizepräsident.
Hans Willy Fahnenbruck, langjähriger Schatzmeister des bvse, kandidierte nicht mehr für das Präsidium. Er wolle sich zukünftig anderen Herausforderungen widmen.
Bernhard Reiling würdigte die Leistung und das Engagement von Fahnenbruck und verwies dabei auf die gesunde Finanzsituation des Verbandes.
Aber auch über den eigenen Zuständigkeitsbereich hinaus brachte sich Fahnenbruck immer wieder in die Arbeit des Präsidiums ein: "Er war unser Fels in der Brandung!" Die Teilnehmer der Mitgliederversammlung bedankten sich auf ihre Weise und spendeten langanhaltenden Applaus.
Zum Nachfolger von Hans Willy Fahnenbruck wurde einstimmig Henry Forster gewählt. Der Geschäftsführer der GOA Gesellschaft im Ostalbkreis für Abfallbewirtschaftung mbH engagiert sich schon seit Jahren im bvse, unter anderem als Vorsitzender des Kreislaufwirtschaftsausschusses.
Als Vizepräsidenten wurden Werner Steingaß (Fachverband Papierrecycling), Herbert Snell (Fachverband Kunststoffrecycling), Sebastian Will (Fachverband Schrott, E-Schrott und Kfz-Recycling), Jürgen Weber (Fachverband Mineralik – Recycling und Verwertung), Martin Wittmann (Fachverband Textilrecycling), Matthias Einsele (Fachverband Ersatzbrennstoffe, Altholz und Biogene Abfälle), Bernd Brockmann (Fachverband Sonderabfallwirtschaft) und Martin Dinier (Fachverband Akten- und Datenträgervernichtung) einstimmig gewählt.