Der bvse informiert den Mittelstand über Abfall, Sekundärrohstoffe, Recycling und Entsorgung.

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Schwarzmasse, das Zwischenprodukt beim Recycling von Lithium-Ionen-Batterien, ist eine begehrte Rohstoffquelle. Sie enthält große Mengen an sogenannten „kritischen Metallen“ wie Lithium, Nickel, Kobalt und Mangan – allesamt unverzichtbar für Batterien, Elektroautos und zahlreiche Hightech-Anwendungen.

Die Europäische Union hat den Export dieser Substanz in Nicht-OECD-Staaten verboten, um die Versorgung der eigenen Industrie zu verbessern. Dennoch landet weiterhin ein erheblicher Teil in Asien, vor allem in China.

Rohstoff von strategischem Wert

Hat eine Altbatterie einem E-Auto oder einem Gerät Ihr Nutzungsende erreicht, wird sie für das Recycling zunächst mechanisch zerkleinert. Zurück bleibt ein dunkles Pulver: die Schwarzmasse. In ihr steckt der Löwenanteil der wertvollen Metalle, die sich mit aufwändigen pyro- und hydrometallurgischen Verfahren zurückgewinnen lassen. Die EU hat für die wertvollen Metalle in Abfallbatterien Recyclingquoten vorgegeben: beim Lithium liegt die Quote in 2028 bei 30 Prozent, bis 2032 sollen es 50 Prozent sein; Cobalt und Nickel müssen bis 2032 zu 95 Prozent wiedergewonnen werden.

Für Europa ist das von entscheidender Bedeutung. Die Wirtschaft ist auf diese Rohstoffe angewiesen, doch sie stammen zum Großteil aus wenigen, geopolitisch heiklen Regionen: Lithium aus China, Nickel aus Russland, Kobalt aus dem Kongo. Die Abhängigkeit schlägt sich in massiven Preisschwankungen nieder: So hat sich der Lithiumpreis im Jahr 2022 zeitweise verzehnfacht.

EU setzt auf Recycling – doch das Material fließt ab

Im Frühjahr 2025 erklärte die EU Schwarzmasse zum „gefährlichen Abfall“. Damit ist ihr Export in Nicht-OECD-Länder wie China oder Indien untersagt. Die Maßnahme soll zukünftig sicherstellen, dass die in Europa gewonnenen Batterierohstoffe hierzulande recycelt und wieder in den Wirtschaftskreislauf eingespeist werden.

Branchenexperten zufolge verlassen derzeit jährlich rund 15.000 Tonnen Schwarzmasse Europa, Tendenz stark steigend – wertvolle Rohsto%e gehen der europäischen Wirtschaft in großem Stil verloren. Denn aus einer Tonne lassen sich Lithium, Nickel, Cobalt und Mangan im Gegenwert von 2.500 bis 7.500 Euro – je nach Marktlage - extrahieren. Ein anderer wertvoller Abfall zum Vergleich: Recycling-PET, das stark nachgefragte Ausgangsmaterial für neue Getränkeflaschen, bringt um die 1.000 Euro pro Tonne.

Fehlende Kapazitäten in Europa

Der Grund für die Abwanderung liegt darin, dass das Recycling in Asien nicht zuletzt wegen staatlicher Subvention günstig ist und daran, dass in Europa Recyclingkapazitäten fehlen. Zwar sind mehr als 20 Unternehmen in das Geschäft mit dem Batterierecycling eingestiegen, häufig unterstützt durch EU-Förderprogramme. Doch viele Vorhaben stecken noch in der Planung, sind nie über Ankündigungen hinausgekommen oder scheiterten – teils mit spektakulären Insolvenzen wie im Fall des schwedischen Batterieproduzenten Northvolt.

Ganz anders in Asien: China und Südkorea verfügen bereits über Recyclingkapazitäten von mehreren Hunderttausend Tonnen jährlich. Die dortigen Anlagen verarbeiten Schwarzmasse in großem Stil hydrometallurgisch zu chemischen Vorprodukten für neue Batterien – ein Wettbewerbsvorteil, der die europäische Industrie zunehmend unter Druck setzt.

Bislang gelingt es nur einem Unternehmen in Europa, die gesamte Kette des Recyclings industriell zu betreiben: Accurec aus Krefeld1 . Mit einem patentierten Verfahren verwertet die Firma Lithium-Ionen-Batterien genau so wie einfache Gerätebatterien, erzeugt in einer innovativen Kombination aus pyro- und hydrometallurgischen Verfahren zunächst Schwarzmasse und gewinnt daraus Endprodukte wie Lithiumcarbonat sowie Nickel-Kobalt-Metalle zurück.

Schlupflöcher schließen

Damit der wertvolle Rohstoff nicht weiter in großem Stil abfließt, sind engmaschige Kontrollen der Recyclingströme sowie bessere Kontrollen an den EU-Außengrenzen notwendig. Behörden müssten den Verbleib jeder erzeugten Tonne Schwarzmasse nachverfolgen können. Zudem gelte es, Schlupflöcher in der Gesetzgebung zu schließen – etwa, wenn Schwarzmasse als „Produkt“ deklariert wird, um Exportauflagen zu umgehen. Eine europaweit einheitliche Definition des Abfallendes ist dafür entscheidend.

Gefahr für die Kreislaufwirtschaft

Die anhaltenden Exporte schwächen nicht nur die Versorgungssicherheit. Sie untergraben auch die europäische Vision einer zirkulären Wirtschaft. Investitionen in Recyclinginfrastruktur bleiben aus, wenn die wichtigste Rohstoffquelle weiterhin nach Asien abwandert. Ob die EU ihre Ziele erreicht, hängt davon ab, ob es gelingt, heimische Kapazitäten aufzubauen – und ob Unternehmen wie Accurec die Nische zu einem echten industriellen Standard in Europa machen können. Denn nur wenn Schwarzmasse hier bleibt, kann der Rohsto%kreislauf bei Batterien geschlossen werden und nur so wird die europäische Wirtschaft unabhängiger von geopolitischen Risiken.

Autorin/Kontakt:
Dr. Dipl. Chem. Beate Kummer
Director Public A%airs and Sustainability
Christ & Company GmbH & Co. KG
Kurfürstendamm 212
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