Der Bundesrat hat letzten Freitag einem Entschließungsantrag zugestimmt, der den Weg für eine echte Kreislaufwirtschaft im Bereich Matratzen ebnen soll.
Matrazen im Sperrmüll | Bild: Reinhard Weikert / abfallbild.deMit seinem Beschluss fordert das Ländergremium die Bundesregierung auf, zügig einen rechtlichen Rahmen zu schaffen, der die stoffliche Wiederverwertung von Matratzen deutlich verbessert. Ziel ist es, Ressourcen zu schonen, Umweltbelastungen zu reduzieren und gleichzeitig bestehende Brandschutzanforderungen aufrechtzuerhalten.
Bislang werden in Deutschland jährlich rund 8,27 Millionen Matratzen entsorgt, der Großteil davon wird verbrannt.
Nur ein geringer Teil findet stoffliche Verwertung – häufig als minderwertiges Material im sogenannten Downcycling, da für hochwertige Rezyklate kaum Marktstrukturen vorhanden sind. Durch die fehlende Kreislaufführung gehen wertvolle Rohstoffe verloren und es entstehen erhebliche Umweltfolgen.
Der Bundesrat erkennt in der Kreislaufwirtschaft einen zentralen Hebel für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz – und setzt mit seinem Beschluss ein klares politisches Signal für den Ressourcenerhalt.
EU-Ökodesign-Verordnung als Hebel für mehr Recycling
Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, sich bei der Europäischen Kommission für die rasche Verabschiedung eines delegierten Rechtsakts im Rahmen der EU-Ökodesign-Verordnung einzusetzen. Ziel ist es, Schadstoffe in Matratzen zu regulieren und verbindliche Vorgaben zur Recyclingfähigkeit festzulegen. Dies würde insbesondere europäischen und deutschen Herstellern zugutekommen, die viele dieser Standards bereits heute erfüllen. Künftig würden dann auch Importprodukte denselben Anforderungen unterliegen – ein wichtiger Beitrag zu fairem Wettbewerb und Umweltschutz auf europäischer Ebene.
Herstellerverantwortung, digitaler Produktpass und Innovationsförderung
Ein weiterer zentraler Baustein des Beschlusses ist die Einführung einer erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) für Matratzen. Hersteller sollen künftig in die Pflicht genommen werden, die Rücknahme, das Recycling und die umweltgerechte Entsorgung ihrer Produkte sicherzustellen. Zusätzlich soll ein digitaler Produktpass eingeführt werden, der wichtige Informationen über Materialzusammensetzung, Schadstoffe und Recyclingfähigkeit bereitstellt – sowohl für Verbraucher als auch für Entsorgungsunternehmen. Der digitale Pass könnte bürokratiearm umgesetzt und als Standard für weitere Produktgruppen etabliert werden.
Praxistauglichkeit durch Pilotprojekte
Um die Umsetzbarkeit neuer Systeme unter Beweis zu stellen, spricht sich der Bundesrat für die Förderung von Pilotprojekten und Demonstrationsvorhaben aus. Diese sollen zeigen, wie eine flächendeckende, recyclingfreundliche Sammlung von Matratzen – sowohl in urbanen als auch in ländlichen Regionen – realisiert werden kann. Erfahrungen aus anderen EU-Mitgliedstaaten belegen, dass getrennte Sammelsysteme und klare Vorgaben ein effizientes und ressourcenschonendes Matratzenrecycling ermöglichen.