Trotz Krisen boomen Investitionen in Kreislaufwirtschaft: Der fünfte ARA Circular Economy Barometer 2023 zeigt, dass sich sowohl die Zahl der investierenden Unternehmen als auch die Investitionsbereitschaft spürbar erhöht hat.
Trotz geopolitischer Konflikte, Insolvenzen und Inflation flacht der Index dennoch nur leicht ab und bestätigt damit den hohen Stellenwert der Kreislaufwirtschaft.Zugleich verschärft sich der Fachkräftemangel im Bereich Green Jobs. Vier von zehn Unternehmen fehlen ausgebildete Arbeitskräfte.
Zum fünften Jahr in Folge präsentiert die ARA gemeinsam mit GfK den „ARA Circular Economy Baro- meter“, einen Index, der den Status der Kreislaufwirtschaft in österreichischen Unternehmen misst. Inmitten von Krisen ist dieser heuer leicht gesunken. „Die Wirtschaft hat sich gerade erst von Corona erholt, um gleich wieder vor Herausforderungen wie Ukrainekrieg, Energiekrise und Inflation gestellt zu werden. Angesichts all dieser Krisen und auch Insolvenzen jedoch steht der Barometer noch im- mer in Richtung Kreislaufwirtschaft. Das ist mehr als positiv zu bewerten und gibt eine klare Richtung vor“, erklärt ARA Vorstandssprecher Harald Hauke den Index, der in diesem Jahr bei 57 auf einer Skala von 0-100 liegt. (2022: 59,2)
Kreislaufwirtschaft wird weitgehend als Chance verstanden, das äußert sich auch in den Investitionen, welche trotz aktueller Krisenherde spürbar gestiegen sind. 8 von 10 Unternehmen in Österreich haben in die Kreislaufwirtschaft investiert, bei Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeiter:innen sind es sogar 9 von 10. Insgesamt 21 Prozent der Gesamtinvestitionen flossen 2022 in Circular Economy. Damit geht jeder fünfte investierte Euro in die Kreislaufwirtschaft, 2021 waren es noch 14 Prozent und damit nur jeder siebte Euro.
„Auch in den nächsten drei Jahren bleibt Zirkularität auf der Unternehmensagenda, so planen knapp 60 Prozent Investitionen in die Circular Economy, dieser Anteil steigt mit der Betriebsgröße“, erläutert Susanne Reichl, Director Media Measurement bei GfK.
Fachkräftemangel steigt mit zunehmender Größe rasant
Recycling und Wiederverwertung (59%), Nachhaltigkeit und Umweltschutz (29%) sowie Abfallwirtschaft (26 %) sind die bekanntesten Maßnahmen für Kreislaufwirtschaft. Verantwortlich für das Thema Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft ist jedoch Großteils die Geschäftsführung (88%), in Unternehmen mit 50 und mehr Mitarbeiter:innen gibt es teilweise auch eigene Stabstellen (25%).
„Dies könnte vor dem Hintergrund stehen, dass mehr als zwei Drittel Schwierigkeiten haben, geeignete Fachkräfte im Bereich Green Jobs zu finden“, so Susanne Reichl. Für große Unternehmen (bis zu 50 Mitarbeiter:innen) sind es beinahe sogar drei Viertel (73%), bei kleineren (mit bis zu 9 Mitarbeiter:innen) ist ein Drittel (33%) mit dem Fachkräftemangel konfrontiert. Größere Unternehmen neigen mehr dazu hier vor allem bei externen Dienstleister:innen Hilfestellungen zu suchen.
Kostenaspekt als größtes Hindernis bei Umsetzung
Gesellschaftliche Verantwortung, Klimaschutz sowie die Schonung knapper Ressourcen sind die drei wichtigsten Beweggründe Maßnahmen in Kreislaufwirtschaft umzusetzen. Für fast 9 von 10 Unter- nehmen ist diese auch Teil der Unternehmensstrategie – kleinere Unternehmen mit bis 9 Mitarbei- ter:innen sehen diese noch stärker im eigenen Geschäftsmodell verankert. Unterstützung wünschen sich Betriebe vor allem bei Rechtsfragen und dem Einsatz von Sekundärrohstoffen. Bei größeren Unternehmen mit 50 und mehr Mitarbeiter:innen kommen Fragen zu finanziellen Mitteln und Digitalisierung der Wertschöpfungskette hinzu. Dies ergänze sich auch mit den Hindernissen bei der Umset- zung für Kreislaufwirtschaft: zu hohe Kosten, komplexe Gesetzgebung und fehlendes Know-how.
Wie bereits in den Jahren zuvor wollen sich Unternehmen noch stärker auf die Reduktion von Abfäl- len (94%), getrennte Sammlung (92%), die Forcierung von Wiederverwendung (89%) als auch den Einsatz von Recyclingmaterial (69%) fokussieren. Gerade im Hinblick auf das EU-Kreislaufwirtschaftspaket gewinnen Rechts- und Investitionssicherheit sowie der Ersatz von Primärrohstoffen weiter an Bedeutung. Eine Maßnahme nimmt bei den befragten Unternehmen jedoch eine zentrale Position ein: die Bewusstseinsbildung bei Konsument:innen für Nachhaltigkeitsthemen.
*Studie im Auftrag der ARA, durchgeführt von GfK Austria im Juli und August 2023:
„Wie Circular-Economy-fit ist Österreichs Wirtschaft“
Telefoninterviews 18.07.2023 – 11.08.2023; n= 150
Quelle: Altstoff Recycling Austria (ARA)