Eröffnungsfeier lockte zahlreiche Industrie- und Forschungspartner nach Chemnitz
Am 17. September 2024 wurde am Sächsischen Textilforschungsinstitut e.V. (STFI) das Nassvliestechnikum im Zentrum für Textile Nachhaltigkeit eröffnet. Seit über 30 Jahren widmet sich das STFI als Innovationspartner und Dienstleister einer Vielzahl von Anwendungsfeldern in der Textilbranche. Über 40 geladene Gäste aus Industrie, Forschung und Politik wohnten der Eröffnung des Technikums bei.
Mit dem Neubau des Zentrums für Textile Nachhaltigkeit und durch die Installation einer Nassvliesanlage hat das Chemnitzer Institut seine Kompetenzen in den Bereichen Vliesstoffentwicklung, Textilrecycling und Prüfung erweitert. Mit der Nassvliesanlage bietet sich am STFI nun die Möglichkeit der anwendungsspezifischen Verarbeitung von Kurzfasern.
Die Eröffnungsfeier startete mit einem Überblick über das Portfolio des Kompetenzzentrums Vliesstoffe, das eine einzigartige Vielfalt an Anlagen und Technologien bereithält. Neben einer Reicofil© 4.5-Spinnvliesanlage stehen für Forschung und Entwicklung darüber hinaus eine Meltblown-Laboranlage sowie Faservliesanlagen, sowohl im Labor- als auch im semiindustriellen Maßstab, zur Verfügung. Die Faservliesverfestigung am STFI ist rein mechanisch über Vernadeln, Vermaschen oder Wasserstrahlverfestigung sowie chemisch über verschiedene Bindersysteme möglich.
Im Bereich Recycling sind Versuche auf einer kombinierten Anlage für die Wirrvliesbildung in den Verfahren Airlay oder Airlaid möglich. Mit der Nassvliesanlage sind am STFI ab sofort erstmals alle verfügbaren Vliesbildungstechnologien installiert.
Das Highlight der Eröffnungsfeier war nach einem kurzen Überblicksvortrag die Besichtigung der Nassvliesanlage im laufenden Betrieb. Mit einer Arbeitsbreite von 600 mm und einer Anlagengeschwindigkeit von bis zu 10 m/min können einlagige Nassvliese hergestellt werden. Verarbeitet werden bei der Nassvliesherstellung Kurzfasern mit Faserlängen bis zu 25 mm sowie Faserstäube. Fast alle Fasertypen und Materialien in verschiedenen Längen, Dicken oder Aufbereitungszuständen sowie Materialmischungen und Recyclingfasern können zu Nassvliesstoffen verarbeitet werden.
Entscheidend für das Produkt sind u.a. das Dispergierverhalten der Fasern und die Faserlänge. Im ersten Prozessschritt werden Fasern in Wasser zu einer Suspension dispergiert. Anschließend erfolgt mit dem Stoffauflauf auf einem schräggestellten Siebband die Vliesbildung. Die Verfestigung erfolgt thermisch durch die Zugabe von Bindefasern oder mittels zusätzlichem Bindemittelauftrag. Abschließend wird die Warenbahn getrocknet sowie gewickelt.
Nassvliesstoffe zeichnen sich durch eine hohe Gleichmäßigkeit in der Fläche bei geringer Materialdicke und gleichmäßigen Festigkeiten in Längs- und Querrichtung aus, was ihnen einzigartige Materialeigenschaften verleiht. Darüber hinaus besitzen sie das Potenzial für neuartige Materialeigenschaften, wie beispielsweise elektromagnetische Abschirmung. Ihre Anwendungsfelder sind u.a. Hygieneartikel, Ver- packungen, Batterieseparatoren, Filtermedien, Verstärkungsstrukturen und Technische Textilien im weitestgehenden Sinne.
Aktuelle FuE-Themen der Nassvliestechnologie umfassen neben der Entwicklung moderner Filtermedien auch die Verarbeitung von recycelten Carbonfasern, Optimierung der Ausgangsmaterialien und Prozessparameter sowie die Entwicklung von Batteriekomponenten. Zudem wird am STFI zukünftig an der Skalierung und Produktivitätssteigerung von Nassvliesanlagen sowie an innovativen Materialkombinationen geforscht.
Quelle: Sächsisches Textilforschungsinstitut e.V. (STFI)