Jedes Jahr erzeugen die Europäer 25 Mio. t Kunststoffabfälle, jedoch weniger als 30 % werden für das Recycling gesammelt. Das will die Europäische Union mit ihrer Kunststoffstrategie ändern und trifft damit beim bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung auf Zustimmung.
Die Kunststoffstrategie soll die Umwelt vor der Belastung durch Kunststoffe schützen und gleichzeitig Wachstum und Innovation fördern, sodass eine Herausforderung zur positiven Agenda für die Zukunft Europas wird. Nach den neuen Plänen sollen ab 2030 alle Kunststoffverpackungen auf dem EU-Markt recyclingfähig sein; der Verbrauch von Einwegkunststoffen wird reduziert und die absichtliche Verwendung von Mikroplastik beschränkt.
Der für nachhaltige Entwicklung zuständige Erste Vizepräsident Frans Timmermans erklärte: „Die einzige langfristige Lösung besteht darin, Kunststoffabfälle zu reduzieren, indem wir sie verstärkt recyceln und wiederverwenden. Mit der EU-Strategie für Kunststoffe treiben wir außerdem ein neues, stärker kreislauforientiertes Geschäftsmodell voran. Wir müssen in innovative neue Technologien investieren, die unsere Bürger und unsere Umwelt schützen und gleichzeitig unsere Industrie wettbewerbsfähig halten.“
Soll diese Zielrichtung ernsthaft verfolgt werden, besteht in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union Handlungsbedarf. Schließlich werden immer noch 70 % aller in der EU anfallenden Kunststoffabfälle verbrannt oder deponiert.
"Das Kunststoffrecycling muss ausgebaut und gefördert werden. Grundsätzlich gilt: Recycling vor Verbrennen und Qualität vor Quantität. Darüber hinaus hilft das Kunststoffrecycling durch CO2-Einsparungen auch die Klimaziele der Europäischen Union zu erreichen", erklärte daher Eric Rehbock, Hauptgeschäftsführer des bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung.
Eine pauschale Steuer auf Kunststoffe hingegen lehnt der bvse ab und begrüßt auch, dass diese nicht Bestandteil der Kunststoffstrategie geworden ist. "Eine pauschale Besteuerung von Kunststoffen entfaltet keine positive Lenkungswirkung, sondern ist nur ein Finanzierungsinstrument für einen klammen EU-Haushalt. Wichtig ist die Recyclingfähigkeit von Produkten bzw. den Einsatz von Recyclaten in neuen Produkten zu fördern", erklärt Eric Rehbock.
Entscheidend sei nun, betont der bvse, die Kapazitäten für das Kunststoffrecycling schnell auszubauen. Hier könnten bessere Abschreibungsmöglichkeiten den kapitalintensiven Industrieanlagen einen wichtigen Schub geben. Zudem ist die Gesetzgebung gefragt, die Auflagen für die Genehmigungen und den Betrieb von Kunststoffrecycling-Anlagen, die vielen Menschen Beschäftigung bieten, in Zukunft zu erleichtern, damit neue Recycling-Kapazitäten jetzt und nicht irgendwann geschaffen werden können.