Diesen neuen Höchstwert ergibt das diesjährige Circular Economy Barometer der Altstoff Recycling Austria AG (ARA) in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut NIQ/GfK.
Trotz des Rekordniveaus ist die Investitionsbereitschaft der Unternehmen im Jahr 2025 rückläufig, vor allem bei kleinen Betrieben – ein Spiegel der allgemeinen Wirtschaftslage. Das zeigt sich auch an kritischen Punkten wie etwa der Rohstoffversorgung: 44 % der Unternehmen sind auf Importe aus dem Ausland angewiesen, mehr als die Hälfte wünschen sich Unabhängigkeit und eine Versorgung aus nationalen Quellen.
Zum siebten Mal präsentiert die ARA die Ergebnisse des „ARA Circular Economy Barometer” – ein Index, der den Status der Kreislaufwirtschaft in österreichischen Unternehmen misst und seit 2019 jährlich erhoben wird. In diesem Jahr erreicht er einen Wert von 56,8 auf einer Skala von 0-100 und ist damit im Vergleich zu letztem Jahr leicht rückläufig. Trotz des neuen Höchstwerts von 91 % bei der Planung und Implementierung von Kreislaufwirtschaft, zeichnet sich ein Rückgang von CE-Investitionen bei österreichischen Unternehmen ab – von 76 % aus dem Vorjahr auf 65 %. Das zeigt sich vor allem bei kleinen Unternehmen, von denen nur 46 % in CE investieren. Große Betriebe halten sich mit einer Investitionsbereitschaft von 84 % auf einem ähnlich hohen Niveau wie im Vorjahr (2024: 87 %).
Alarmierend ist die Abhängigkeit von Rohstoffimporten: 44 % der Unternehmen sind stark auf Rohstoffe aus dem Ausland angewiesen. Über die Hälfte sehen eine wesentliche Bedeutung darin, ihre Versorgung unabhängig von Importen zu gestalten und verstärkt auf nationale Rohstoffe zurückzugreifen. Dabei identifizieren 69 % der Unternehmen forcierte Wiederverwendung (ReUse), 58 % die Reduktion von Abfällen und jedes zweite Unternehmen den Einsatz von Recyclingmaterial als beste Chancen für die künftige Entwicklung der Kreislaufwirtschaft.
Wesentliche Rahmenbedingungen setzen dafür Regulatorien wie das EU-Kreislaufwirtschaftspaket und der Clean Industrial Deal: Dabei gelten niedrige Energiekosten, Vereinbarkeit von Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit, der Ausbau erneuerbarer Energie und Bewusstseinsbildung bei Konsument:innen für Nachhaltigkeitsthemen für knapp die Hälfte der Unternehmen als die wichtigsten Maßnahmen zur Umsetzung.
„Die Ergebnisse des aktuellen CE-Barometers zeigen: Kreislaufwirtschaft hat nach wie vor einen wichtigen Stellenwert bei den österreichischen Unternehmen, ihr Zukunftspotenzial ist unbestritten. Trotz angespannter Wirtschaftslage mit schwankender Zollpolitik und steigenden Energiekosten erkennen Unternehmen die große Chance in der Wiederverwendung, Abfallreduktion und dem Einsatz von Recyclingmaterial. Mit dem umfassenden Know-how der ARA unterstützen wir sie dabei, diese Chancen zu ergreifen und aktiv zu integrieren“, erklärt ARA Vorstandssprecher Harald Hauke. „Kreislaufwirtschaft ist in Österreich auf dem Vormarsch, doch ihr Erfolg hängt maßgeblich von gezielter Unterstützung, klaren gesetzlichen Rahmenbedingungen und wirtschaftlicher Machbarkeit ab. Um eine sichere und unabhängige Versorgung mit Rohstoffen gewährleisten zu können, reicht es nicht aus, dass Veränderung in kleinteiligen Schritten passiert. Es braucht einen systematischen Wandel hin zu einem effizienten und nachhaltigen Umgang mit Ressourcen sowie einen starken inländischen und europäischen Rezyklatmarkt. Diesen Wandel treiben wir als ARA stetig voran“, führt Hauke weiter aus.
Österreichische Unternehmen denken Kreislaufwirtschaft zunehmend strategisch
Während der Anteil der Unternehmen, die Kreislaufwirtschaft bereits aktiv integriert haben, mit 83 % im Vergleich zum Vorjahr auf demselben Niveau bleibt, steigt die Anzahl derjenigen, die eine Umsetzung planen von 6 % auf 8 %. Damit geht die Zahl von Nicht-Nutzenden weiter zurück – eine rasante Entwicklung, denn noch vor fünf Jahren lag dieser Anteil bei 32 %. In großen Unternehmen wird Circular Economy mit 98 % nahezu flächendeckend genutzt oder ist in Planung. In 84 % der Firmen ist Kreislaufwirtschaft Sache der Geschäftsführung, große Unternehmen haben zum Teil eigene Stabstellen oder Abteilungen, die sich auf das Thema spezialisieren.
„Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Imagefaktor, sondern wird zunehmend als unternehmerische Verantwortung verstanden. Trotz dieser positiven Entwicklung stehen viele Unternehmen vor strukturellen Herausforderungen. 71 % wünschen sich Unterstützung bei der finanziellen Förderung sowie beim Know-how-Transfer. Besonders kleinere Betriebe benötigen gezielte Unterstützung, während größere Unternehmen vermehrt externe Partner zur rechtskonformen Umsetzung sowie zur Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit einbinden. Dies unterstreicht die Bedeutung externer Expert:innen wie der ARA, die Unternehmen gezielt und umfassend beraten können“, so Anna Kulnig, Senior Client Business Partner bei NIQ/GfK.
Abfallmanagement (99 %) und -vermeidung (91 %) zählen weiterhin zu den zentralen Aktivitäten im Rahmen der Kreislaufwirtschaft, dicht gefolgt von der Wiederverwendung (88 %). Der Einsatz von KI spielt mit 14 % eher eine kleine Rolle, unter größeren Unternehmen setzt jedoch bereits ein Drittel darauf. Bürokratie in Form der komplexen Gesetzgebung wird von 22 % der Unternehmen auf Platz 1 der zentralen Hindernisse bei der Umsetzung der CE verordnet, insbesondere bei großen Unternehmen (45 %). Auf dem zweiten Platz liegen die hohen Kosten mit 18 %, die besonders kleine Betriebe belasten (23 %). Der Fachkräftemangel stellt knapp ein Viertel der Unternehmen vor Herausforderungen, größere Unternehmen sind mit 31 % davon betroffen.
Zum Download >>> Fact-Sheet CE-Barometer 2025
Quelle: www.ara.at