Der bvse informiert den Mittelstand über Abfall, Sekundärrohstoffe, Recycling und Entsorgung.

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Deutschlands Kreislaufwirtschaft braucht einen Neustart. Diese Forderung stellten die Branchenverbände BDE, bvse und VBS bei einem gemeinsamen Pressegespräch in Berlin.

Im Vorfeld der Bundestagswahl 2025 präsentierten sie einen zehn Punkte umfassenden Forderungskatalog, der die Grundlage für die ersten 100 Tage der neuen Bundesregierung bilden soll. Die Verbände betonten, dass die Kreislaufwirtschaft nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch zur wirtschaftlichen Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands leisten könne.

Henry Forster: „Wir sind ein rohstoffarmes Land, aber wir benehmen uns nicht so“

1205 forster„Wir sind ein rohstoffarmes Land, aber wir benehmen uns nicht so“, erklärte Henry Forster, Präsident des bvse, eindringlich. „Die Abfallwirtschaft wird noch immer primär als Instrument der Gefahrenabwehr wahrgenommen, statt als ein zentraler Baustein der Rohstoffsicherung. Das muss sich ändern.“

Forster warnte besonders vor den Auswirkungen von Exportbeschränkungen für Sekundärrohstoffe: „Exportbeschränkungen gefährden die Freizügigkeit von Sekundärrohstoffen und führen zu einer Abkopplung von den Weltmärkten. Ein Beispiel ist Altpapier: Ohne Exportmöglichkeiten macht sich die Papierrecyclingbranche von der inländischen Papierindustrie abhängig. Das drückt die Preise und gefährdet die Sammelsysteme.“ Die Konsequenz sei dramatisch: „Wenn die Anreize fehlen, landet wertvoller Rohstoff künftig im Restmüll.“

Auch auf das Design von Produkten richtete Forster den Fokus: „Design for Recycling muss endlich Standard werden. Produkte müssen so gestaltet sein, dass sie nach ihrem Lebenszyklus wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden können. Doch leider gelingt das heute vielfach nicht – sei es bei Verpackungen mit unlösbaren Etiketten oder bei großen Industrieprodukten wie GFK-Rotorblättern, für die es bislang keine echten Recyclinglösungen gibt.“

Kreislaufwirtschaft als Chance und Pflicht

„Das Nutzen von Recyclingrohstoffen ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Es erhöht die Wertschöpfung, senkt den Rohstoffverbrauch, schont die Umwelt und macht uns unabhängiger von teuren Importen.“ BDE-Präsidentin Anja Siegesmund betonte, dass ambitionierte Ziele zwar formuliert, aber noch nicht konsequent umgesetzt worden seien. „Der Weg zu einer echten Kreislaufwirtschaft ist ein Marathon. Es reicht nicht, nur über Strategien zu sprechen. Wir brauchen konkrete Schritte und klare Rahmenbedingungen.“. Ein zentraler Vorschlag der Verbände ist die Bündelung der Kreislaufwirtschaftspolitik im Bundeswirtschaftsministerium. „Wer den Wohlstand und den Industriestandort Deutschland sichern will, kommt an einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft nicht vorbei“, so Siegesmund.

Die Branche braucht Entfaltungsfreiräume

Die Innovationskraft und Investitionsbereitschaft der Branche hob VBS-Präsident Stefan Böhme hervor: „Unsere Mitgliedsunternehmen sind bereit, mit leistungsfähigen Anlagen, innovativen Verfahren und erheblichen Investitionen einen großen Beitrag zum Klimaschutz und zur Versorgung mit Rohstoffen aus Abfällen zu leisten.“ Doch dazu brauche es die Unterstützung der Politik: „Wir benötigen schnellere Genehmigungsverfahren, mehr Tempo bei der Digitalisierung und vor allem Freiraum für wirtschaftliche Entfaltung.“

Die zehn zentralen Forderungen

  1. Recyclingfähigkeit durch Design for Recycling stärken.
  2. Gleiche Wettbewerbsbedingungen für Kunststoff-Rezyklate schaffen.
  3. Den internationalen und freien Handel erleichtern.
  4. Nachhaltige Beschaffung durch Recyclinglabel fördern.
  5. Batteriebrände verhindern und Recyclinginfrastrukturen schützen.
  6. Wertstoffe in Abwässern und Klärschlämmen nutzen.
  7. Faire Rahmenbedingungen zwischen kommunalen und privaten Dienstleistern gewährleisten.
  8. Bürokratie abbauen, Genehmigungsverfahren beschleunigen und Digitalisierung vorantreiben.
  9. Den europäischen Rechtsrahmen aktiv gestalten.
  10. Die Kreislaufwirtschaftspolitik im Bundeswirtschaftsministerium verankern.

Die Verbände mahnten, dass die Zukunft der Kreislaufwirtschaft in Deutschland jetzt gestaltet werden müsse. „Das Fenster für Veränderungen ist jetzt offen. Wenn wir es nicht nutzen, verspielen wir eine riesige Chance für den Wirtschaftsstandort Deutschland“, erklärte bvse-Präsident Henry Forster in Berlin.


Link zur gemeinsamen Pressemitteilung: Kreislaufwirtschaft als Schlüssel für die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts

Link zum Forderungskatalog: Forderungskatalog zur Bundestagswahl 2025

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