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Statusbericht Abfallwirtschaft: Jährlich werden in Österreich 4,6 Mio. Tonnen Abfälle aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen wiederverwertet. Es könnte aber deutlich mehr sein, ist der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) überzeugt und fordert mehr Aufklärungsarbeit, bessere Mülltrennung sowie recyclingfähiges Produktdesign.

Wie gut ist Österreich im Recyceln von Siedlungsabfällen, also Abfällen aus vorwiegend privaten Haushalten und haushaltsähnlichen Einrichtungen wie Restmüll, Bioabfall, Altpapier, Glas, oder Kunststoff? Die aktuellen Zahlen des Klimaschutzministeriums zeigen, dass knapp zwei Drittel bzw. 4,6 Millionen Tonnen des österreichischen Siedlungsabfalls wiederverwertet werden . Insgesamt wurden im Jahr 2020 etwa 3 Mio. Tonnen Altstoffe (z. B. Papier, Glas oder Metall) sowie 1,6 Mio. Tonnen biogene Abfälle recycelt bzw. kompostiert. Im europäischen Vergleich liegt Österreich damit an 3. Stelle, Deutschland führt mit 71 Prozent das Ranking an . Damit erreicht Österreich schon heute die von der EU geforderte Recyclingquote für Siedlungsabfall von 60 Prozent ab 2030. Insgesamt fallen jährlich in Österreich rund 7,4 Mio. Tonnen Siedlungsabfälle an.

Wertvolle Altstoffe im Restmüll

Restmüllanalysen zeigen, dass im Haushaltsabfall noch immer wertvolle Stoffe entsorgt werden, die recycelt werden könnten, wie Papier und Karton (6,9 % des gesamten Restmülls), Kunststoffverpackungen (6,2 %), Glas (4,6 %) oder Metall (2,8 %) . Gabriele Jüly, Präsidentin des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB): „Österreich gehört zu den europäischen Spitzenreitern im Recycling. Unsere Betriebe arbeiten täglich daran, getrennt gesammelten Abfall aufzubereiten, um daraus neue Produkte wie Glasflaschen, Joghurtbecher oder auch Fahrradrahmen zu machen. Das schont unsere Ressourcen. Aber wir könnten noch besser sein. Denn noch immer landen viel zu viele Wertstoffe im Restmüll, die für das Recycling verloren gehen.“

Recyclingquote erhöhen, um Ressourcen zu schonen

Studien belegen, dass die sorgfältige Trennung von Abfall 84 Prozent der Österreicher:innen besonders wichtig ist . Aber: Junge Menschen unter 30 Jahren geben deutlich seltener als Ältere an, ihren Abfall zu trennen (72 % vs. 91 % über 60 Jahren), Problemstoffe wie Batterien korrekt zu entsorgen (52 % vs. 77 %) oder Verpackungsmüll zu vermeiden (47 % vs. 60 %). Vor allem Kunststoffverpackungen sollten besser getrennt gesammelt werden, denn Österreich muss das Recycling von Kunststoff von 25 auf 50 Prozent bis 2030 verdoppeln, bei nicht Erreichung der EU-Recyclingziele drohen Strafzahlungen. Jüly: „Wir brauchen unbedingt eine zeitgemäße Aufklärung über Abfalltrennung, um die junge Generation er erreichen, am besten über Apps oder sozialen Medien.“

Ohne Ökodesign kein Recycling

Mit der einheitlichen Sammlung von Kunststoff und Metall, die in Österreich seit Anfang des Jahres umgesetzt wurde, sei es jetzt noch einfacher, Kunststoffe vom Restmüll zu trennen, ist Jüly überzeugt. Sie will aber nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die Wirtschaft und Industrie in die Pflicht nehmen: „Produkte müssen so entworfen werden, dass sie am Ende ihres Lebenszyklus vollständig recycelbar sind. Oft ist das gar nicht möglich, weil z. B. Batterien fix verbaut sind oder sich Verpackungen aus Stoffen zusammensetzen, die nicht trennbar sind. Das Ziel muss sein, alle Bestandteile eines Produktes auch am Ende seines Lebenszyklus im Kreislauf zu halten.“ Die EU-Verpackungsverordnung sieht vor, dass ab spätestens 2030 alle Verpackungen recyclingfähig gestaltet sein müssen.

Österreich hat früh mit Recycling begonnen

Während bis in die späten 1970iger Jahre Abfall einfach nur gesammelt und in der Regel deponiert oder verbrannt wurde, ist es heute ein Gebot der Stunde, in Verkehr gebrachte Produkte im Sinne der Kreislaufwirtschaft wiederzuverwerten. „Österreich hat im Vergleich zu anderen europäischen Ländern früh mit dem Recycling von Abfällen begonnen und kann auf eine beeindruckende Erfolgsgeschichte zurückblicken“, fasst Jüly zusammen. „Wir haben ein gut funktionierendes Sammelsystem für Wertstoffe aufgebaut, moderne Recyclinganlangen sind entstanden und inzwischen gehört Abfalltrennung für die Allermeisten zum Alltag dazu.“

Exkurs: Was Siedlungsabfälle?

Gemischte Abfälle und getrennt gesammelte Abfälle aus Haushalten, ein€schließlich Papier und Karton, Glas, Metall, Kunststoff, Bioabfälle, Holz, Textilien, Verpackungen, Elektro- und Elektronikaltgeräte, Altbatterien und Altakkumulatoren sowie Sperrmüll, einschließlich Matratzen und Möbel sowie gemischte Abfälle und getrennt gesammelte Abfälle aus anderen Herkunftsbereichen, sofern diese Abfälle in ihrer Beschaffenheit und Zusammensetzung Abfällen aus Haushalten ähnlich sind.

Siedlungsabfälle umfassen keine Abfälle aus Produktion, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei, Klärgruben, Kanalisation und Kläranlagen (einschließlich Klärschlämme), Altfahrzeugen und keine Bau- und Abbruchabfälle. Gemischte Siedlungsabfälle gelten auch dann weiterhin als gemischte Siedlungsabfälle, wenn sie einem Behandlungsverfahren unterzogen worden sind, welches ihre Eigenschaften nicht wesentlich verändert hat.
Im Jahr 2020 fielen rd. 7,4 Mio. t Siedlungsabfälle in Österreich an. Dies entspricht einem Pro-Kopf-Aufkommen von 834 kg. Davon fielen etwa 4,6 Mio. t in Haushalten und ähn€lichen Einrichtungen an, was einem Pro-Kopf-Aufkommen von 519 kg entspricht. Etwa 2,8 Mio. t entstammen anderen Herkunftsbereichen, was einem pro Kopfaufkommen von 315 kg entspricht.

Weiterführende Infos / Quellen:
- Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, Bundes-Abfallwirtschaftsplan (BAWP) 2023, Teil 1
- Umweltbundesamt:  (Behandlungsanlagen / Behandlungsart: Recycling bzw. stoffliche Verwertung)
- Europäisches Parlament
- European Environment Agency
- VOEB-Studie „Unter 30-Jährige haben Aufholbedarf bei Mülltrennung“: Presse Detail

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