Der mit Abstand wichtigste Entsorgungsweg für den in Baden-Württemberg bei der kommunalen Abwasserreinigung anfallenden Klärschlamm ist die Mono- und Mitverbrennung. Wie das Statistische Landesamt Baden-Württemberg hierzu mitteilt, wurden im Jahr 2016 rund 96 % des Klärschlamms über Mitverbrennung (zum Beispiel in Zementwerken und Kohlekraftwerken) oder Monoverbrennung (in Klärschlamm-Verbrennungsanlagen) thermisch entsorgt.1 Rund 1 % des Klärschlamms wurde in der Landwirtschaft stofflich verwertet und rund 3 % fanden im Landschaftsbau (zum Beispiel für Rekultivierungen) Verwendung.
Insgesamt fielen in den kommunalen Kläranlagen Baden-Württembergs rund 232.000 t Klärschlamm an, um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten jeweils berechnet als Klärschlamm-Trockenmasse (TM).2 Darunter wurden rund 88.500 t TM außerhalb des Landes entsorgt, womit für knapp 40 % des in Baden-Württemberg erzeugten Klärschlamms keine Entsorgungskapazitäten im Land vorhanden waren. Der überwiegende Teil des in die anderen Bundesländer exportierten Klärschlamms (rund 80.100 t TM) wurde zum Beispiel in Zementwerken, Kohlekraftwerken und in Anlagen von Entsorgungsunternehmen verbrannt oder einer Verwertung in der Landwirtschaft und im Landschaftsbau zugeführt. Der kleinere Teil (rund 8.400 t TM) ging an kommunale Kläranlagen in anderen Bundesländern um dort, zum Beispiel in einer Monoverbrennungsanlage am Standort der aufnehmenden Kläranlage, entsorgt zu werden.
In etlichen Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs wurde sogar der gesamte oder annähernd gesamte auf dem Kreisgebiet anfallende Klärschlamm in andere Bundesländer verbracht. Dazu gehören zum Beispiel der Main-Tauber-Kreis und Heidelberg. Insbesondere Kläranlagen im Alb-Donau-Kreis und im Landkreis Biberach gaben Klärschlamm in größerem Umfang an eine in bayrischer Nachbarschaft liegende Kläranlage zur Entsorgung ab. In Baden-Württemberg konnte 2016 an vier Kläranlagenstandorten – so in Stuttgart und Karlsruhe mit den beiden größten Kläranlagen des Landes – eigener oder angelieferter Schlamm über Monoverbrennung (einschließlich Vergasung) entsorgt werden. Darüber hinaus standen im Land zum Beispiel Mitverbrennungskapazitäten in Zementwerken zur Verfügung.
Recht einheitlich zeigte sich in den Stadt- und Landkreisen die Quote für die thermische Klärschlammentsorgung. In nahezu allen Kreisen wurden 2016 mehr als 90 % des Klärschlamms verbrannt (einschließlich Vergasung). Ausnahmen waren die Landkreise Schwäbisch Hall und Breisgau-Hochschwarzwald, in denen ein gewichtiger Teil des Klärschlamms in den Landschaftsbau ging und lediglich ein Drittel (Schwäbisch Hall) bzw. zwei Drittel (Breisgau-Hochschwarzwald) des Klärschlamms verbrannt wurden.
Die Klärschlammentsorgung wurde 2017 auf eine neue rechtliche Grundlage gestellt. Die Verordnung zur Neuordnung der Klärschlammverwertung verschärft die Anforderungen an die stoffliche Verwertung des Klärschlamms und sieht für die großen Kläranlagen der Größenklassen 4 und 5 einen Einstieg in die Phosphorrückgewinnung vor.3 Demnach sind in Baden-Württemberg für 48 Kläranlagen mit einer Ausbaugröße von 50.001 bis 100.000 Einwohnerwerten ab dem Jahr 2032 und 36 Kläranlagen mit einer Ausbaugröße über 100.000 EW ab dem Jahr 2029 Anlagen zur Phosphorrückgewinnung zu betreiben. Wie das Statistische Landesamt Baden-Württemberg hierzu mitteilt, entfielen auf diese Kläranlagen rund 60 % des im Jahr 2016 im Land insgesamt erzeugten Klärschlamms.
1 Einbezogen mit jeweils vergleichsweise geringen Mengen ist der mit dem thermischen Verfahren der Klärschlammvergasung entsorgte Schlamm sowie der zum Beispiel zur stationären oder mobilen Entwässerung an Entsorger abgegebene Schlamm, dessen endgültiger Verbleib nicht bekannt ist.
2 Die Schlämme haben je nach Entsorgungsziel einen unterschiedlichen Wassergehalt, der durch Entwässerungsverfahren eingestellt wird.
3 Die Verordnung enthält weitere Vorgaben. Phosphat ist in Düngemitteln enthalten und wird bislang vollständig importiert. Die in den Phosphatlagerstätten verfügbaren Ressourcen sind begrenzt.
Quelle und weitere Informationen: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg