Die Lage auf dem Altkleidermarkt ist nach wie vor angespannt; die Aussichten für ein auskömmliches Geschäft auch in den kommenden Monaten düster. Jedoch ist der bereits in einigen großen Städten eingeführte Trend, dass kommunale Betriebe ihre Altkleider-Sammelcontainer einfach abziehen, auch keine Lösung.
Die Unternehmen im bvse setzen darauf, dass sich Kommunen mit der privaten Entsorgungswirtschaft auf die Aufnahme von Gesprächen über faire und umsetzbare Lösungswege verständigen.
Die Auswirkungen des stetig wachsenden Fast Fashion-Konsums machen ein wirtschaftlich tragfähiges Geschäft für alle Beteiligten der Textilrecyclingkette in den letzten Jahren verstärkt zum Drahtseilakt. Seit Beginn des Corona-Lockdowns im letzten Jahr haben noch einmal gestiegene Mengen an abgegebenen Altkleidern und vor allem auch an Abfallanteilen landesweit zu katastrophalen Zuständen an den Altkleidersammelstellen geführt.
In Folge zusammengebrochener Absatzmärkte, gestiegener Kosten und stellenweise übervoller Lagerbestände haben seit Anfang September erste Kommunen in einigen großen bundesdeutschen Städten entschieden, ihre Altkleidercontainer an den angestammten Sammelplätzen zu schließen oder gar ganz abzuziehen.
„Vor dem Hintergrund bereits signifikant gestiegener Sammelmengen, im Jahr 2018 lagen diese laut bvse-Alttextilstudie bei rund 1,3 Millionen Tonnen, und zu erwartender weiterer hoher Steigerungsraten mit der Erfüllung der Vorgaben der EU-Abfallrahmenrichtlinie zur europaweit getrennten Altkleidersammlung ab 2025, müssen die Altkleider-Abgabemöglichkeiten der Bürger nicht nur erhalten, sondern eher noch ausgebaut werden. Nicht erst seit dem Beginn der Pandemie kämpft die privatwirtschaftliche Alttextilbranche mit höchstem Arbeitseinsatz aller Mitarbeiter und bis an Grenzen gehenden finanziellen Aufwands dafür, das hochwertige Textilrecycling weiter aufrecht zu erhalten“, erklärte der Vorsitzende des bvse-Fachverbands Textilrecycling, Stefan Voigt, die angespannte Situation der Branche.
Zwar sind die Sammelmengen im Herbst/Winter saisonbedingt etwas zurückgegangen, und der Warenfluss in den Absatzmarkt nach Afrika hat wieder etwas angezogen, dennoch laufen viele traditionelle Absatzmärkte in Osteuropa weiterhin schleppend. Mangelnde Übersee-Containerkapazitäten inklusive erheblich gestiegener Frachtraten erschweren das Geschäft zusätzlich.
„Die Sammlung einfach einzustellen und auf bessere Absatzbedingungen zu warten, um die Tätigkeit wieder aufzunehmen, kann trotz allem nicht zielführend sein und kommt dem eigentlichen Entsorgungsauftrag nicht nach“, so Voigt.
Die Mitgliedsunternehmen im bvse seien vielmehr an einer zeitnahen Aufnahme von proaktiven Gesprächen mit den Kommunen zur Zusammenarbeit interessiert, erklärt der Fachverbandsvorsitzende. Über faire und wirtschaftlich tragfähige Ausschreibungen auf Grundlage bestehender Qualitätsstandards zur hochwertigen Sammlung von Altkleidern sollte es den Bürgern schnell wieder möglich gemacht werden, ausgediente Kleidung an den nun verwaisten kommunalen Stellplätzen abzugeben.
„Wir möchten sicherstellen, dass Altkleider weiterhin einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft zugeführt werden und nicht über die Restmülltonne in der Verbrennung landen und bieten den Kommunen gerne Unterstützung bei der Erfüllung ihrer Daseinsvorsorge an“, erklärte Voigt.