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Textilien werden bis heute ganz überwiegend aus frischen Fasern hergestellt. Ein neues Forschungsprojekt untersucht  nun wie ein Kreislauf Von der Faser zur Faser verwirklicht werden kann.

Aussortierte Kleidungsstücke oder andere Textilien wie Handtücher und Bettwäsche sollen als Rohstoff dienen, um daraus Fasern für neue Stoffe in gleicher Qualität zu gewinnen. Auf diese Weise können im stark wachsenden Textilsektor Ressourcen geschont und die Produktivität gesteigert werden, so der Ansatz des Forschungsvorhabens „DiTex“, das vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) gemeinsam mit Partnern durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.

Startpunkt für eine Kreislaufwirtschaft: Textilien von Großverbrauchern wie Hotels oder Restaurantketten

„In der Textilwirtschaft besteht Handlungsdruck, aber eine Kreislaufwirtschaft und passende Produktdesigns sind noch nicht Realität: Am Ende ihrer Lebenszeit werden Textilien bislang oft entsorgt oder als Produkte niedrigerer Wertigkeit wie Putzlappen oder Dämm- und Isolierstoffe weitergenutzt. Die enthaltenen Rohstoffe wie Baumwollfasern gehen dabei für die Textilindustrie verloren“, erklärt Projektleiterin Ria Müller vom IÖW.

Eine Voraussetzung für das Recycling von Textilien ist es, genau zu wissen, welche Bestandteile in den Geweben enthalten sind. Bei Dienstkleidung, etwa im Gesundheitswesen, in der Gastronomie oder bei der Polizei, sind gleichartige Textilien in großen Mengen im Einsatz. „Dies kann ein optimaler Ansatzpunkt sein, um hochwertiges Recycling zu ermöglichen, da die Hersteller die Materialzusammensetzung genau kennen und den Recycling-Unternehmen kommunizieren können“, so Müller.

Digitalisierung für smartes Recycling: Intelligentes Etikett gewährleistet Informationsfluss

Die Textilfirmen Wilhelm Weishäupl aus München und Dibella aus dem münsterländischen Bocholt beliefern solche Großverbraucher wie Krankenhäuser oder Restaurantketten. Beide Hersteller entwickeln derzeit zwei textile Produktlinien aus recycelten Fasern. In einer einjährigen Testphase werden diese bei ihren Kunden erprobt.

Die entwickelten Produkte werden mit einem „intelligenten Etikett“ des Berliner Startups circular.fashion ausgestattet, das Informationen über relevante Parameter des Stoffes enthält wie die Zusammensetzung der Fasern aus Baumwolle und synthetischen Fasern. Eine Datenbank erfasst verfügbare Mengen an rezyklierten Materialien. Alle Akteure des Textilkreislaufes profitieren von diesem digitalen Informationsfluss. „Über dieses Etikett kann etwa eine Wäscherei beim Aussortieren eines Textils am Ende seiner Lebenszeit auch erkennen, an welches Recyclingunternehmen sie diesen Stoff zur Weiterverarbeitung geben kann“, erläutert Textilexpertin Müller zur möglichen Logistik rund ums Recycling.

An dem Projekt sind ein Forschungsteam der Fakultät Textil und Design der Hochschule Reutlingen, dem Hohenstein Institut für Textilinnovation und dem Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) beteiligt. Durchgeführt werden etwa Analysen zu den Qualitäts-, Ressourcen- und Nachhaltigkeitseffekten der im Kreislauf geführten Textilien. Übersichts-Ökobilanzen nehmen den kompletten Lebensweg der Textilprodukte unter die Lupe – von der Herstellung über Transport, Recycling bis zur Wiederverwendung. So sollen Aussagen über die Auswirkungen des Textilrecyclings ermöglicht werden, um seine Vorteile gegenüber vergleichbaren Produkten aus Frischfasern messen zu können. Wie solche Nachhaltigkeitsinnovationen im Netzwerk von Produzenten, ihren Kunden und der Forschung entstehen und welche innovativen zirkulären Geschäftsmodelle ökonomisch tragfähig sind, ist Forschungsschwerpunkt am IÖW.

Ziel: Kommerzielle Recyclingtextilien auf den Markt bringen

Ziel der beiden Textilunternehmen ist es, die marktreifen und kreislauffähigen Produktdesigns nach einer erfolgreichen Erprobung in einem breiteren Sortiment kommerziell anzubieten. Hierfür werden in dem Forschungsprojekt auch neue Geschäftsmodelle wie eine verstärkte Miete von Textilien entwickelt. Indem die Hersteller ihre Produkte nicht verkaufen, sondern Eigentümer bleiben, soll eine besonders hohe Recyclingquote ermöglicht werden, so die Idee dahinter.

Alle Ergebnisse des Projektes werden kostenfrei öffentlich zugänglich gemacht, damit das Wissen über eine ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft im Textilbereich auch von anderen Unternehmen der Branche genutzt werden kann. 

Quelle: www.ioew.de

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