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bvse-Geschäftsführer Stefan Schmidmeyer beschreibt in einem Artikel die Möglichkeiten und Perspektiven des Baustoffrecyclings und was getan werden muss, um den Einsatz von RC-Baustoffen zur Erfolgsgeschichte im Kommunalbau werden zu lassen.

0715 Artikel Schmidmeyer MineralikBild: Baustoff Recycling BayernBau- und Abbruchabfälle sowie Bodenaushub sind wertvolle Rohstoffe, die durch das Baustoffrecycling als Sekundärbaustoffe (auch Recyclingbaustoffe genannt) wieder in den Stoffkreislauf der Bauwirtschaft zurückgeführt werden können. Recyclingbaustoffe sind dabei sehr vielseitig und finden ihren Einsatz in nahezu allen technischen Bauwerken oder auch bei der Herstellung von Bauprodukten.

Im Erd- und Tiefbau werden Recyclingbaustoffe gerne als Schütt- und Verfüllmaterialien, für Baustrassen, bei Bodenaustauschmaßnahmen, als Leitungssande, zur Verfüllung von Kanalgräben oder als Dammschüttungen verwendet. Im Straßen-, Wege- und Verkehrsflächenbau zeigen sie ihre Stärken als Tragschicht- oder als Frostschutzmaterial sowie bei der Herstellung von Deckschichten ohne Bindemittel. Im Garten- und Landschaftsbau werden Recyclingbaustoffe (z.B. auch mit höheren Ziegelanteilen) gerne als Ziegelsande und -splitte für Pflanzsubstrate oder als Schottergemische für Schotterrasenflächen eingesetzt. Und nicht zuletzt gewinnen rezyklierte Gesteinskönungen immer mehr Bedeutung im Bereich der Herstellung von Beton (RC-Beton bzw. R-Beton).

Sekundärbaustoffe: geprüft, güteüberwacht und zertifziert

Sekundärbaustoffe sollen in der Regel nur als geprüfte, güteüberwachte und zertifizierte Recyclingbaustoffe in Verkehr gebracht werden. Die Qualitätssicherung von Sekundärbaustoffen (gekennzeichnet z.B. durch das Qualitätssiegel der QUBA) gewährleistet die Konformität der hergestellten Baustoffe mit den geltenden bau- und umwelttechnischen Regelwerken und stellt die ordnungsgemäße und schadlose Verwertung im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (§ 7 KrWG) sicher. Die Anforderungen der Qualitätssicherung gelten für stationäre Anlagen, Sammel- und Lagerplätze sowie auch für die mobile Aufbereitung auf der Baustelle gleichermaßen.

Ökologisch kann jeder Bauherr mit dem Einsatz von Recyclingbaustoffen aktiv zum Klima- und Umweltschutz beitragen.

Recyclingbaustoffe

  • fördern die Kreislaufwirtschaft: Abfälle werden recycelt und in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt. Zudem werden durch die Aufbereitung gezielt Schadstoffe dem Stoffkreislauf entzogen.
  • schonen unsere natürlichen Ressourcen wie Sand, Kies und Gesteinsmaterialien. Recyclingbaustoffe substituieren diese Primärbaustoffe, wodurch der Rohstoffabbau reduziert, der dadurch bedingte Flächenverbrauch minimiert und Eingriffe in die Natur verringert werden.
  • mindern luft-, lärm- und klimawirksame Emissionen: Der Gesamtenergieverbrauch für die Herstellung von Recyclingbaustoffen ist im Vergleich zu Primärbaustoffen oftmals geringer. Durch die ortsnahe Aufbereitung kommt es zu kürzeren Transportwegen und einer Reduzierung von Verkehrsbelastungen.
  • reduzieren unseren Bedarf an Verfüll- und Deponiekapazitäten, denn jede Tonne Recyclingbaustoff ist eine Tonne Bauabfall weniger, die in eine Verfüllung oder in eine Deponie gebracht werden muss. Die bereits heutzutage sehr knappen Deponiekapazitäten werden durch den Einsatz von Recyclingbaustoffen spürbar entlastet.

Baukosten senken mit Recyclingbaustoffen

Und nicht zuletzt senken Sekundärbaustoffe auch die Baukosten aufgrund der günstigeren Preise als bei bautechnisch vergleichbaren natürlichen Baustoffen oder der durch die ortsnahe Aufbereitung bedingten geringeren Transportkosten. Zudem ist die Entsorgung von verwertbaren Bauabfällen an einer Recyclinganlage regelmäßig günstiger als an der Deponie.

Was muss getan werden, um den Einsatz von Recyclingbaustoffen zur Erfolgsgeschichte im Kommunalbau werden zu lassen?

Öfffentliche Auftraggeber sind nach § 45 KrWG und gemäß den landesspezifischen Abfallwirtschaftsgesetzen verpflichtet, bei Bauvorhaben und sonstigen Aufträgen zu prüfen, ob Recyclingbaustoffe eingesetzt werden können.

Schmidmeyers Empfehlung: "Planen Sie den Einsatz von Recyclingbaustoffen von Beginn an mit ein und legen Sie am besten bereits in den Vorbemerkungen Ihrer Ausschreibungen fest, dass Sie Recyclingbaustoffe einsetzen wollen und nur geprüfte, güteüberwachte und zertifizierte Sekundärbaustoffe - entsprechend der für den Einsatzbereich geltenden Technischen Regelwerke und Normen - zugelassen sind. Das Leistungsverzeichnis selbst ist dann produktneutral und gemäß den Bestimmungen der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) zu gestalten. Recyclingbaustoffe nämlich, die die einschlägigen technischen Spezifikationen erfüllen und einer Gütesicherung unterliegen, sind als gleichwertig zu Primärbaustoffen zu werten. Der explizite Ausschluss des Einsatzes von Recyclingbaustoffen hingegen ist nur dann gerechtfertigt, wenn wasserrechtliche Gebiet- bzw. Einbaubeschränkungen bestehen. Selbstverständlich ist es dem Auftragegeber darüber hinaus auch möglich, durch die Festlegung von Umweltkriterien in den Ausschreibungsunterlagen den Einsatz von Recyclingbaustoffen bei der Vergabeentscheidung aus ökologischen Gründen eine höhere Gewichtung zuzumessen."

Vorbild München: Bereits mehr als 1.000.000 to RC-Baustoffe im Rahmen von städtebaulichen Projektentwicklungsmaßnahmen eingesetzt

Das der Einsatz von Sekundärbaustoffen funktioniert und auch im Kommunalbau eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Alternative ist, zeigt die Stadt München . Soweit die technischen, rechtlichen oder wirtschaftlichen Voraussetzungen für den Einsatz von Recyclingbaustoffen (RC-Baustoffen) gegeben sind, werden Recyclingbaustoffe nicht von der Verwendung bei Baumaßnahmen in der Stadt München ausgeschlossen. In der Vergangenheit wurden so bereits mehr als 1.000.000 to RC-Baustoffe im Rahmen von städtebaulichen Projektentwicklungsmaßnahmen eingesetzt. Die Hauptanwendungsgebiete sind dabei der Landschaftsbau (z. B. Lärmschutzwälle, Rodelhügel) sowie der Straßen- und Wegebau. Außerdem ist damit zu rechnen, dass aufgrund der in den letzten Jahren überproportional steigenden Entsorgungspreise für Bodenaushub und Bauschutt sowie der durch neue Normen erleichterte Einsatz von RC-Materialien im Betonbau das Recycling immer interessanter werden wird.

Dass die Stadt München ihrer Vorbildfunktion umfassend gerecht wird, zeigt sich u.a. am Beispiel des Rückbaus der ehemaligen Bayernkaserne unter der Federführung des Münchner Kommunalreferats. Durch geeignete Behandlungsmaßnahmen vor Ort werden hier ca. 770.000 t Abbruchmaterial zu Recyclingbaustoffen aufbereitet und in einer Größenordnung von 500.000 t vor Ort auch wiederverwendet. Die Restmengen sollen bei anderen Baumaßnahmen der Stadt München ihren neuen Einsatz finden.

Bei entsprechenden Nachweisen zur Brauchbarkeit für den geplanten Einsatzzweck (bau- und umwelttechnische Eignung) durch eine Qualitätssicherung gemäß den anerkannten Regeln der Technik steht es den interessierten Firmen in der Regel offen, ihre umweltfreundlichen Baustoffe (z. B. Recyclingbaustoffe, RC-Beton) in den Ausschreibungen der Stadt München anzubieten.

„Aufgrund der vorhandenen Regelungen und Vorgaben wird die Verwendung von Recyclingbaustoffen bereits seit vielen Jahren durch die Landeshauptstadt München ermöglicht und unterstützt“, so Frau Dr. Kastner Abteilungsleiterin vom Münchner Baureferat.

Autor: Stefan Schmidmeyer, bvse-Geschäftsführer | Bereich Mineralik - Recycling und Verwertung

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