Der bvse informiert den Mittelstand über Abfall, Sekundärrohstoffe, Recycling und Entsorgung.

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Gebäude und Infrastruktur sind ein bedeutendes, menschengemachtes Rohstofflager. Im Sinne des Klima- und Ressourcenschutzes gilt es, diesen Schatz zu heben und einzusetzen.

stefan schmidmeyer BVSE 551 Vollbildbvse-Geschäftsführer Stefan SchmidmeyerDie Umwelttechnologiemesse IFAT in München zeigt Herausforderungen wie Chancen auf diesem Weg auf. Ein großer Ausstellungsbereich zeigt die aktuellen Technologien für noch mehr Kreislaufwirtschaft im Bausektor. Bauschutt, Straßenaufbruch, Baustellenabfälle sowie Boden und Steine sind die größte Abfallfraktion in Deutschland. Sie haben am Gesamtaufkommen einen Anteil von rund 60 Prozent – jährlich fallen über 200 Millionen Tonnen Bauabfälle an. Der schon seit einigen Jahren andauernde Bauboom „frisst“ Unmengen natürlicher Rohstoffe – und lässt über vermehrte Abriss-, Rückbau- und Erdbaumaßnahmen die Mengen an Bauschutt weiter ansteigen.

Gleichzeitig schrumpfen die Abbaumöglichkeiten von Kies, Sand und Gesteinen. Last but not least stehen Ressourcenschonung und Klimaschutz ganz weit oben auf der gesellschaftlichen und politischen Agenda. „Alles Argumente, die für das Etablieren einer auf Nachhaltigkeit ausrichteten Kreislaufwirtschaft im Bausektor sprechen“, unterstreicht Stefan Schmidmeyer vom Fachverband Mineralik – Recycling und Verwertung im Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (bvse).

Nachfrage nach Recyclingbaustoffen zu gering

Kernelement einer solchen Kreislaufwirtschaft ist ein umfassendes, qualitätsgesichertes Recycling. Tatsächlich haben die meisten Bauabfälle in Deutschland heute schon hohe Verwertungsquoten im Bereich von 90 Prozent – und die Recyclingunternehmen sind nach bvse-Angaben in ihren Kapazitäten voll ausgelastet. Als problematisch erweist sich allerdings der Absatz der von ihnen produzierten Sekundärrohstoffe. „Während die Inputmengen bei den Recyclinganlagen steigen, verharrt die Nachfrage nach den dort erzeugten Baustoffen auf niedrigem Niveau“, bedauert Schmidmeyer.

Nach den Beobachtungen des bvse gibt es gleichzeitig bei der Entsorgungsalternative – der Verfüllung oder Deponierung von Bauabfällen –bundesweit massive Engpässe. Schmidmeyer: „Es kann doch nicht sein, dass potenzielle Rohstoffe in Deutschlands über weite Strecken transportiert oder teilweise exportiert werden müssen, um sie dann auf Deponien zu vergraben.“

Um Abhilfe zu schaffen, müssten vor allem zügig geeignete bundeseinheitliche, rechtsverbindliche Rahmenbedingungen für den Einsatz von Ersatzbaustoffen installiert werden. Auch wegweisende Bauten – gerade von Seiten der öffentlichen Hand – könnten die Akzeptanz von Recyclingmaterialien weiter steigern. Im Hochbau ist eines dieser Vorbilder die im Mai vergangenen Jahres eingeweihte Umweltstation der Stadt Würzburg. Sie ist das erste Gebäude in Bayern, das zu drei Viertel aus Recyclingbeton besteht.

Schadstoffe identifizieren und ausschleusen

Eine weitere Aufgabe: Für eine gute Vermarktungsfähigkeit müssen sekundäre Baustoffe frei von Schadstoffen, allen voran Asbest, sein. „Mittlerweile verfügen wir über die erforderlichen Untersuchungsmethoden, um Asbest in Bauschutt zuverlässig zu ermitteln“, sagt die Geschäftsführerin des Gesamtverbands Schadstoffsanierung e.V., Dipl.-Ing. Sandra Giern. Aktuelle Richtlinien des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) regeln zum einen die Erkundung und Bewertung von Asbest in baulichen Anlagen. Zum anderen legen sie fest, wie selbst geringste Mengen Asbest in Bauschutt erkannt werden können. „Somit ist einerseits die Grundlage geschaffen, schon im Vorfeld von Baumaßnahmen Störstoffe zu identifizieren und gezielt aus dem Wirtschaftskreislauf auszuschleusen. Andererseits können für den Asbestgehalt von recyclingfähigen Bauabfällen Abscheidekriterien eingeführt werden“, erläutert Sandra Giern.

Den gesamten Lebenszyklus in den Blick nehmen

Um die Stoffkreisläufe im Bausektor weiter zu optimieren, muss bereits in der Planungsphase die spätere Verwertbarkeit der verbauten Materialien berücksichtigt werden. Hier besteht noch ein erhebliches Potenzial durch eine forcierte Digitalisierung, denn sie ermöglicht es, den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes in den Blick nehmen. In diesem Fall also von einer recyclinggerechten Konstruktion über einen recyclinggerechten Baustellenbetrieb bis zu einem recyclinggerechten Abbruch.

IFAT-Pavillon und Live-Demonstrationen zum Thema Bauabfälle

Der nachhaltige Umgang mit den auf Baustellen anfallenden Abfällen ist schon lange auch Thema auf der Umwelttechnologiemesse IFAT. Dieses Jahr wird es neben einem hochkarätigen Vortragsprogramm im IFAT-Pavillon verschiedene Live-Demonstrationen im angrenzenden Außenbereich geben. Dabei wird der gesamte Baustoff-Kreislauf abgebildet, von der Schadstofferkundung über den selektiven Rückbau bis zum Baustoff-Recycling und zur Wiederverwendung im Straßen- und Kanalbau. So organisiert der Fachverband Abfall- und Recyclingtechnik des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) unter anderem die „VDMA Crushing Zone“. Bei der letzten IFAT konzentrierte sich die Show noch unter anderem Namen auf Lösungen zur Zerkleinerung und Aufbereitung mineralischer Abfälle. In diesem Jahr werden zusätzlich die Technologien des zuvor erforderlichen Abbruchs aufwändig und realitätsnah simuliert. Um den Einsatz von Baumaterialien allgemein geht es auf der Vorführfläche „Nachhaltiger Straßen-, Verkehrswege- und Kanalbau Live“ des Verbands der Baubranche, Umwelt- und Maschinentechnik e. V. (VDBUM).

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