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Sinkende Nachfrage nach in Europa produzierten Rezyklaten, ein Rückgang der Investitionen in inländische Recyclingkapazitäten sowie ein Anstieg der Importe von Rezyklaten aus Nicht-EU-Ländern haben die europäische Recyclingindustrie stark unter Druck gesetzt.

1024 emansTon Emans, Präsident von Plastics Recyclers Europe

Diese Entwicklungen haben dazu geführt, dass im Jahr 2023 zahlreiche Recyclingunternehmen ihre Geschäftstätigkeit einstellen mussten, und es wird erwartet, dass sich dieser Negativtrend im Jahr 2024 fortsetzen wird.

Laut Brancheninsidern, die bereits Anfang des Jahres vor einer Verschlechterung der Marktlage gewarnt hatten, liegt das Hauptproblem in der zunehmenden Einfuhr von Polymeren aus Ländern außerhalb der EU. Diese Importe entsprechen oft nicht den strengen Umwelt- und Qualitätsanforderungen der EU, was zu unfairen Wettbewerbsbedingungen führt. Besonders problematisch ist, dass die Angaben zum Recyclinganteil dieser Importe fragwürdig sind und es an wirksamen Maßnahmen zur Überprüfung und Rückverfolgbarkeit fehlt.

Ton Emans, Präsident von Plastics Recyclers Europe, beschreibt die Situation als bedrohlich: „Die Fortschritte und Investitionen, die in den vergangenen Jahren zur Verbesserung der Recyclingprozesse getätigt wurden, werden durch unkontrollierte Importe, die nicht den EU-Standards entsprechen, untergraben. Viele Unternehmen kämpfen ums Überleben, da der Markt regelrecht mit minderwertigen Rezyklaten überschwemmt wird.“

Um diese Krise zu bewältigen, fordert die Branche dringende Maßnahmen seitens der europäischen Institutionen. Es wird gefordert, Importe, die den EU-Umweltstandards nicht gerecht werden, zu beschränken. Diese Maßnahme sei unerlässlich, um faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der EU-Industrie zu sichern. Der kürzlich veröffentlichte Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit der EU unter der Leitung von Mario Draghi unterstützt diese Forderungen und unterstreicht, dass die Schaffung eines regulierten Marktzugangs für Importe eine entscheidende Rolle für den ökologischen Wandel spielen wird.

Allerdings ist die Situation ernst: Die derzeit stagnierende Wachstumsrate der Branche macht es schwer, die ambitionierten EU-Ziele für das Kunststoffrecycling zu erreichen. So müssten sich die Recyclingkapazitäten bis 2030 mindestens verdoppeln, um den Anforderungen gerecht zu werden. Plastics Recyclers Europe appelliert daher an die neu gewählten EU-Institutionen, umgehend Maßnahmen zu ergreifen. Ein funktionierender Binnenmarkt für Kunststoffabfälle und Rezyklate sei unabdingbar, um die Zukunft der Branche und eine nachhaltige europäische Wirtschaft sicherzustellen.

Ohne gezielte politische Unterstützung droht der europäischen Kunststoffrecyclingindustrie der weitere Niedergang – mit weitreichenden Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit Europas und seine nachhaltige Entwicklung.

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