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Glasklar sind die Flakes aus transparenten Flaschen, die in Burgbernheim separat sortiert werden. (Bild links) Die geschredderten Flaschenverschlüsse werden in der Regel schwarz eingefärbt und können dann vielseitig eingesetzt werden. Fotos: Christine Berger

Von Christine Berger, Windsheimer Zeitung

Im Vollbetrieb ist auf dem Burgbernheimer Firmengelände von Reiling Kunststoff Recycling eine Verarbeitung von jährlich 40 000 Tonnen Plastikflaschen im Drei-Schicht-Betrieb mit rund 40 Mitarbeitern geplant.

Zuletzt wurde die Erweiterung vom Ein-Schicht- auf den Zwei-Schicht-Betrieb abgeschlossen, die aktuell 24 Beschäftigten halten ein mehrgleisiges System an Laufbändern und Maschinen in Gang, an deren Beginn gepresste PET-Plastikflaschen stehen. Am Ende werden verschiedene Wertstoffe sortenrein in großen Säcken aufgefangen beziehungsweise als Pakete sauber verschnürt.

Ein bisschen ähneln die Kunststoff-Flakes eisigen Schneekristallen, zumindest die Überreste der transparenten Plastikflaschen. Alle anderen Flaschen werden zu einem farbenfrohen Gemisch bunter Plastikfetzen, und auch die klein geschredderten Schraubverschlüsse erinnern an vielfarbiges Konfetti. Beinahe schon Multitalente sind die Kunststoff-Flakes, dies macht Dr. Hanns-Jörg Bentele, Geschäftsführer der Reiling Kunststoff Recycling, anhand einer langen Liste an Produktbeispielen deutlich, für die Flakes aus dem Unternehmen die Grundlage darstellen. „Die können in alles gehen,“ sagt er stolz, ein wichtiger Abnehmer ist die Textilindustrie, ferner entstehen Kunststoffverpackungen aus den Flakes. Auch Flaschen können aus den geschredderten Flaschen werden, allerdings müsse der Kunststoff dafür aufgrund der Anforderungen an Getränkeflaschen wiederaufbereitet werden.

Die Anlage in der 4.990 Quadratmeter großen Halle unterteilt Bentele grob in die Bereiche Sortierung, Vermahlung und Heißwäsche, „das Anspruchsvollste ist die Sortierung.“  Die Kunden haben hohe Ansprüche, „wir reden über Gramm pro Tonne“, was den akzeptierten Fremdstoffanteil in den Flakes angeht, der dürfe maximal einstellig sein. Aluminiumhütten erwarten einen Anteil von 98 Prozent Aluminium, bei den verbleibenden zwei Prozent Rest sei auch Flüssigkeit zu berücksichtigen, gibt Hanns-Jörg Bentele zu bedenken, da bleibt nicht viel Spielraum.

Auf den ersten Blick enthalten die beim Unternehmen angelieferten Pakete zusammengepresste Plastikflaschen, tatsächlich aber werden auf dem Weg durch die Halle verschiedene Container befüllt, als erstes werden mittels zwei Magneten Weißblechdosen von der Sortieranlage abgezweigt, kurz danach werden die Flaschen via Siebböden von Folien, Etiketten und störenden Kleinteilen getrennt. „Die Sortiertechnik ist mittlerweile so gut“, bekräftigt Bentele den Eindruck eines eng verzahnten Systems an Sortierband-Schleifen, die da die transparenten Flaschen von anderen Kunststoffen trennen, ehe wenig später das Aluminium abbiegt. Für nahezu alle Wertstoffe hat das Unternehmen Abnehmer, selbst die in einer Trommel durch Metallzähne aufgerissenen und dadurch abfallenden Etikettenfolien werden einer neuen Verwendung zugeführt.

Die letzten Etikettenreste, die mit Kleber noch an den Flaschen haften, löst eine milde Natronlauge ab. Weshalb das Unternehmen im Vorfeld der Inbetriebnahme Gespräche mit der Stadt wegen der Kläranlage führte, war jedoch nicht etwa die Lauge oder die Reinigungsanlage. Gravierender wirken sich die zuckerhaltigen Limonadenreste aus den Flaschen aus, informiert Bentele. Mit dem Burgbernheimer Standort füllte die Reilings-Unternehmergruppe, die ihren Stammsitz im nordrhein-westfälischen Marienfeld hat, eine Lücke im süddeutschen Raum.

Mehrere Kommunen waren für eine potenzielle Niederlassung im Gespräch, Burgbernheim sei die erste gewesen, die ihre Zustimmung zur Ansiedlung signalisiert hat, sagt Bentele. Einen der Wünsche der Stadt, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der Halle oder alternativ dessen Begrünung, hat das Unternehmen allzu gerne erfüllt. Ende September ging die Photovoltaikanlage in Betrieb, der Geschäftsführer spricht von einer Spitzenleistung von 590 Kilowatt-Peak. Seit Herbst hat die Anlage laut Bentele rund 68.000 Kilowattstunden Strom produziert und das trotz des zeitweisen trüben Wetters. Ebenfalls auf dem Firmengelände stehen ein Blockheizkraftwerk und eine Wasseraufbereitungsanlage.

Zu Büroräumen, Lagerräumen für die mit Flakes gefüllten Big-Bags und einer Werkstatt kommt ein Labor, in dem täglich mehrfach Flakes-Proben auf ihre Sortenreinheit überprüft werden. Ein kleines Abteil auf dem Firmengelände ist für die Lagerung von Solarpanelen vorgesehen, die am Stammsitz recycelt werden. Auf der Vorhabenliste von Hanns-Jörg Bentele steht die Errichtung von Silos für die besonderen Bedürfnisse der Anlieferung von Großkunden. Und die Einstellung von Personal, denn das Unternehmen hat den Drei-Schicht-Betrieb im Blick. cs

Wir bedanken uns bei der Windsheimer Zeitung für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung dieses Artikels.

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