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Eine neue Studie von GAIA (weltweite Allianz von mehr als 900 NGOs und Einzelpersonen) zeigt, dass chemisches Recycling eine Ablenkung von und keine Lösung für ökologische Kunststoffprobleme ist, meint NABU-Experte Sascha Roth.

00 saroIn einer kurzen Zusammenfassung auf Twitter, die wir hier wiedergeben, fasst Sascha Roth die seiner Meinung nach wichtigsten Studienaussagen zusammen:

  1. Die Verfahren sind höchst unflexibel und uneffizient, weil jede Anlage nur einen spezifischen Polymertyp behandeln kann und damit auf fortgeschrittene Sortiertechnologien zurückgreifen muss.
  2. Erfolge im Labor-Maßstab gelten nicht automatisch für industrielle Maßstäbe, die Probleme durch heterogene und unbekannte Abfallströme dürften erheblich sein.
  3. Der Output von Pyrolyse und Gasifizierung sind Öle und Gase niedriger Qualität, die energieaufwändig aufbereitet werden müssen.
  4. Für gewöhnlich werden die Produkte der Pyrolyse/Gasifizierung als Brennstoff in nahegelegenen Industrieanlagen genutzt. Dabei haben sie ähnliche Umweltwirkungen wie andere fossile Brennstoffe.
  5. Der Begriff chemisches „Recycling“ kaschiert, dass es sich in den meisten Fällen um #Plastic-to-X, also rohstoffliche Verwertung handelt. Das ist nichts anderes als #Greenwashing.
  6. Studien zu den Umwelteffekten des chemischen Recyclings sind kaum vorhanden. Positive Effekte der Technologie werden überbewertet.
  7. Pyrolyse und Gasifizierung setzen toxische Substanzen frei: Durch die hohen Temperaturen während der Behandlung entstehen z.B. Benzol, Teeröle, Formaldehyd, Vinylchlorid, Blausäure, polybromierte Diphenylether (PBDE), polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAH).
  8. Die Toxine aus dem Öl oder Gas zu reinigen ist schwierig, teuer und verursacht zusätzliche toxische Abfallströme.
  9. Es gibt keine ausgeglichene oder positive Energiebilanz beim chemischen Recycling. Befürworter klammern in ihrer Bilanz häufig die Vor- und Nachbehandlung der Abfallströme aus. Man sollte nicht von einer nachhaltigen Technologie sprechen.
  10. Um eine Tonne fossiler Brennstoffe in Plastik zu verwandeln, bedarf es einer Tonne fossiler Brennstoffe als zusätzlichem Energielieferant.
  11. Selbst bei den am weitesten entwickelten Plastik-zu-Plastik-Technologien wird nur ein sehr kleiner Teil der Inputströme zu Monomeren, der Rest wird verbrannt oder geht während des Prozesses verloren.
  12. Selbst in der Industrie gibt es viele Stimmen, die von 10-20 Jahren ausgehen, bis die Technologien zur Marktreife gelangt sind.
  13. Dieser Zeitraum ist zu lange, wenn man sich die Herausforderungen beim Klimaschutz und der Ressourcenwende vor Augen führt.

Das Fazit von Sascha Roth lautet:
Investitionen in diese ungewissen und nicht umweltfreundlichen Technologien lohnen nicht. Forschungsschwerpunkt der chemischen Industrie sollte auf dem recyclingfreundlichen Design der Kunststoffe liegen. Verarbeiter sollten ihre Produkte nach dem Prinzip Reduce, Reuse, Recycle planen. Die Politik sollte Plastic-to-Plastic-Verfahren des chemischen Recyclings auf keinen Fall auf die gleiche Stufe wie das mechanische Recycling stellen. Forschungsförderung sollte sich auf Mehrweg, Design, Sortier- und mechanische Recyclingtechnologien konzentrieren.

Die Studie kann hier heruntergeladen werden:
https://no-burn.org/chemicalrecycling/

Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Sascha Roth, Referent für Umweltpolitik
Internet: www.nabu.de

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