Ab 2026 verbietet die EU den Export von Kunststoffabfällen in Nicht-OECD-Länder. Das niederländische Unternehmen Broeckx Plastic Recycling B.V. setzt auf eine mit Maschinenhersteller Bollegraaf entwickelte High-Tech-Sortierung, um sich von Exporten in Drittländer unabhängig zu machen.
Der Handel mit Kunststoffabfällen steht vor drastischen Veränderungen, da das Europäische Parlament ein Exportverbot für nicht-OECD-Länder ab 2026 verabschiedet hat. Nach der neuen Regelung dürfen Länder Kunststoffabfälle nur noch dann importieren, wenn sie nachweisen können, dass diese gemäß europäischen Standards recycelt werden. Zudem müssen sie explizit erklären, dass sie weiterhin Kunststoffabfälle annehmen wollen.
Allerdings haben zwei der wichtigsten Importländer – Vietnam und Indonesien – nicht signalisiert, dass sie nach 2027 noch Kunststoffabfälle importieren möchten. In der Praxis bedeutet dies ein nahezu vollständiges Exportverbot innerhalb der nächsten zwei Jahre und eine völlig veränderte Marktsituation danach.
Broeckx Plastic Recycling hat diesen Wandel mit der zunehmenden Skepsis bisheriger Zielländer, Kunststoffabfälle weiter anzunehmen, bereits 2018 vorausgesehen, als China seine Grenzen für Kunststoffabfälle schloss. Gemeinsam mit seiner Schwesterfirma Mega Plastics BV ist Broeckx stark von Exporten in diese Drittländer abhängig, insbesondere von industriell genutzten LDPE-Verpackungsfolien mit Qualitäten von 98-2 bis buntgemischten Folien. Angesichts der sich verschärfenden Restriktionen suchte das Unternehmen nach Wegen, um sich von Märkten außerhalb Europas unabhängig zu machen.
Der erste Schritt, um das Material, das derzeit außerhalb Europas recycelt wird, innerhalb Europas zu verarbeiten und damit der Schlüssel zur Unabhängigkeit liegt in der hochpräzisen Sortierung. Es galt zu prüfen, wie die Reinheit des Ausgangsmaterials im Vergleich zu den bereits vorhandenen Sortieranlagen noch weiter erhöht werden könnte. Eine manuelle Sortierung kam für Broeckx nicht infrage, da sie zu personalintensiv ist und keine gleichbleibend hohe Qualität gewährleistet.
So begann das Unternehmen 2017 eine Kooperation mit dem Maschinenhersteller Bollegraaf, um eine automatisierte Lösung zu entwickeln. Das Ziel war es, die Reinheit des sortierten Materials über den Standard bestehender Technologien hinaus zu verbessern – und das, ohne zusätzliche Anforderungen an die Lieferanten hinsichtlich der Materialqualität oder Anlieferung zu stellen.
Nach einer siebenjährigen Entwicklungs- und Testphase erkannte Broeckx, dass, um die Kreislaufwirtschaft weiter in Gang zu bringen, die Qualität über die herkömmliche Sortierung nach Kunststoffart und Farbe hinausgehen muss. Folglich bestand der nächste Schritt in der Sortierung nach dem Melt Flow Index (MFI), einer zentralen Eigenschaft für Recycler und Verpackungshersteller. Eine hohe MFI-Qualität wird essenziell dafür sein wird, um den vorgeschriebenen Mindestanteil an recyceltem Material in Verpackungen zu erreichen, der gemäß der EU-Verpackungsverordnung (PPWR) ab 2030 verpflichtend wird. Da eine MFI-basierte Sortierung bisher als nicht realisierbar galt, investierte Broeckx weitere drei Jahre in die gemeinsame Entwicklung dieser bahnbrechenden Technologie mit Bollegraaf.
Bildquelle: Broeckx Plastic Recycling B.V.Neue Sortieranlage soll im Q1/2026 in Betrieb gehen
Aktuell laufen die Baumaßnahmen für einen 6.000 m² große Halleam Standort Esbeek im Süden der Niederlande (Provinz Nordbrabant), in der die neue Sortierlinie mit dem Namen „Extract Plastics“ ab dem ersten Quartal 2026 kommerziell in Betrieb gehen soll – genau rechtzeitig vor Inkrafttreten des EU-Exportverbots. So kann Broeckx seine Lieferanten auch nach dem Exportstopp weiterhin entlasten und gleichzeitig europäischen Recyclingunternehmen eine bislang unerreichte Qualität von LDPE-Folien liefern, erklärt das Unternehmen.
Broeckx wird seine Innovationen am 1. und 2. April auf der PRSE in Amsterdam am Stand B29 präsentieren.
Broeckx Plastic Recycling ist auf das Sammeln, Sortieren, Transportieren und den Handel mit gebrauchten Kunststoffmaterialien in Europa spezialisiert. Das seit über 40 Jahren in Familienbesitz befindliche Unternehmen Broeckx sammelt gewerbliche Kunststoffabfälle von Unternehmen aller Art.
Weitere Informationen: https://plasticrecyclinggroup.nl/