Das bvse-Branchenforum findet jährlich statt und bietet zwei qualitativ herausragend besetzte Fachtagungen, den Elektro(nik)-Altgerätetag und das Schrott-Forum, in einer Veranstaltung.
Das bvse-Branchenforum mit dem Forum Schrott und dem Elektro(nik)-Altgerätetag fand in diesem Jahr in Potsdam statt.
Rückblick auf die vergangene Tagung
Die Veranstaltungen des bvse im Juni 2025 – der 23. Elektro(nik)-Altgerätetag und das 19. Forum Schrott – machten deutlich: Die Recyclingbranche steht unter enormem Druck, sieht sich aber auch als Teil der Lösung in einer ressourcenpolitisch wie klimapolitisch herausfordernden Zeit.
Der Elektro(nik)-Altgerätetag fokussierte sich auf Sicherheitsrisiken durch falsch entsorgte Lithium-Ionen-Akkus, besonders in Einweg-E-Zigaretten, sowie auf die politischen Versäumnisse wie die gescheiterte Novelle des ElektroG. Die Branche fordert dringend rechtliche Klarheit, Rücknahmesysteme und konsequenten Vollzug, um Mensch und Umwelt zu schützen.
Gleichzeitig wurde das hohe Potenzial für Kunststoffrecycling und Ressourcensicherung durch Altgeräte betont. Klare Standards und neue gesetzliche Rahmenbedingungen – wie der Circular Economy Act – wurden als Schlüssel zur funktionierenden Kreislaufwirtschaft genannt. Praktische Umsetzungsbeispiele, etwa von der Otto Group, unterstrichen die Relevanz integrierter Verantwortung entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Beim Forum Schrott standen geopolitische Spannungen, protektionistische Tendenzen sowie die Umstellung der Stahlindustrie auf klimafreundlichere Produktionsprozesse im Zentrum. Besonders kritisch diskutiert wurden geplante Handelsbeschränkungen für Schrotte, gegen die sich die Branche vehement wehrt. Ein freier Markt sei essenziell für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft – diese Position wurde von bvse, EuRIC und Experten wie Prof. Frank Pothen nachdrücklich vertreten.
Die zunehmende Verfügbarkeit von Altschrotten bis 2050 wurde positiv hervorgehoben, während strukturelle Herausforderungen bei hochwertigen Neuschrotten und Risiken bei Exportverboten betont wurden. Auch die Rohstoffagentur DERA mahnte zu faktenbasierter Politik. Die technologische Transformation der Stahlbranche – etwa durch Direktreduktion mit Wasserstoff – wurde als Chance zur CO₂-Reduktion, aber auch als Kostenfaktor eingeordnet.
Ein zukunftsweisender Impuls kam von Rutger Gyllenram: Produktdesign und Materialverantwortung müssten stärker auf Werterhalt und Recyclingfähigkeit ausgerichtet werden – „cradle to cradle“ statt „cradle to gate“.
Beide Veranstaltungen eint der klare Ruf nach verlässlichen politischen Rahmenbedingungen, weniger Bürokratie und einem fairen, offenen Markt. Nur so kann die Recyclingwirtschaft ihre Rolle als Transformationsmotor für Klimaschutz, Ressourcensicherung und Innovation erfüllen.
> Zwischen Akku-Alarm und Kreislaufchance
> Herausforderungen und Chancen in einer ambivalenten Zeit