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 Bitkom-Berechnung: 87 Prozent der Deutschen haben wenigstens ein ungenutztes Smartphone zu Hause. Die Hälfte interessiert sich für Refurbished-IT. Bitkom gibt Tipps zur Entsorgung von IT-Altgeräten

Länger als der Umfang des Äquators und fünf Mal so schwer wie der Berliner Fernsehturm: Die Deutschen horten einen wachsenden Berg an ausrangierten Geräten und Elektroschrott. So bewahren die Bundesbürgerinnen und Bundesbürger aktuell rund 210 Millionen Handys oder Smartphones, 49 Millionen Laptops und 26 Millionen Tablets ungenutzt bei sich zu Hause auf. Das ist das Ergebnis einer Berechnung des Digitalverbands Bitkom auf Basis einer repräsentativen Befragung von 1.003 Personen in Deutschland ab 16 Jahren.

Demnach haben sich diese Zahlen im Laufe der Jahre vervielfacht: Waren es 2014 noch rund 100 Millionen ausrangierte Handys und Smartphones, wurden im Jahr 2018 schon 124 Millionen Stück gezählt. Die Summe der Alt-Laptops belief sich im Jahr 2014 noch auf 22 Millionen und 2018 auf 32 Millionen. Der Bestand an Alt-Tablets wurde von Bitkom in diesem Jahr erstmalig erhoben. „Fast 300 Millionen Alt-Geräte warten auf ihren Einsatz. Noch funktionsfähige Smartphones, Tablets oder Laptops sollten weitergegeben und wiederverwendet werden, defekte Geräte gehören fachgerecht entsorgt und recycelt“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. Insgesamt besitzen 87 Prozent der Deutschen wenigstens ein ungenutztes Handy oder Smartphone, 47 Prozent mindestens einen oder mehr ungenutzte Laptops und 20 Prozent ein oder mehr ausrangierte Tablets. Jeder und jede zweite Deutsche (48 Prozent) sagt: In unserem Haushalt liegen zu viele ungenutzte IT-Altgeräte herum. Legt man herkömmliche Maße für Gewicht und Größe der Alt-Geräte zu Grunde, ergibt sich für die Stückzahl von knapp 300 Millionen ein Gesamtgewicht von rund 135.000 Tonnen und aneinander gelegt eine Strecke von rund 55.000 Kilometern. Zum Vergleich: Der Umfang des Äquators beträgt etwas über 40.000 Kilometer.

Kobalt, Gold, Seltene Erden – ein großer Rohstoff-Schatz

Mit den Alt-Geräten liegt nicht nur eine große Menge Kunststoff und Glas in den Schubladen und Schränken herum, sondern auch zahlreiche wertvolle Rohstoffe. Beispiel Alt-Handys und Smartphones: Neben ca. 6600 Tonnen Aluminium, dessen Ausgangsstoff Bauxit von der EU als kritischer Rohstoff eingestuft ist, finden sich in den 210 Millionen Geräten große Mengen der ebenfalls kritischen Rohstoffe Kobalt (ca. 1400 Tonnen), Lithium  (ca. 180 Tonnen), Magnesium (ca. 140 Tonnen), Titan (ca. 60 Tonnen) sowie Phosphor, Tantal, Platin-Metalle oder Seltene Erden. In vergleichsweiser kleiner Menge, aber umso wertvoller: Gold ist mit einem geschätzten Gewicht von 3 Tonnen in den 210 Millionen deutschen Alt-Handys und Alt-Smartphones vorhanden. Insgesamt besteht ein Smartphone aus rund 60 verschiedenen Komponenten. „Die Herstellung eines Smartphones benötigt viele Rohstoffe, Energie und Ressourcen. Werden sie länger genutzt, wirkt sich dies positiv auf ihren ökologischen Fußabdruck aus“, betont Rohleder. „Die Deutschen horten einen riesigen Rohstoffschatz. Auch vor dem Hintergrund immer wieder neu unterbrochener Lieferketten ist wichtig, dass wir die schon vorhandenen Rohstoffe in den Haushalten nicht brach liegen lassen.“

Die Hälfte hat Interesse an Refurbished-IT

Insgesamt zeigen die Deutschen ein wachsendes Bewusstsein für den ökologischen Rucksack von technischen und digitalen Geräten. 8 von 10 (79 Prozent) geben an, Geräte länger zu nutzen, statt schnell neu zu kaufen, da dies Ressourcen schont. 58 Prozent lassen elektronische Geräte bei einem Defekt reparieren, statt neue zu kaufen. Rund ein Sechstel der Deutschen (15 Prozent) hat schon einmal gebrauchte, aber professionell aufbereitete Produkte gekauft, so genannte Refurbished-IT. Weitere 50 Prozent können es sich für die Zukunft vorstellen.  Knapp ein Drittel (31 Prozent) schließt dies jedoch für sich aus.  „Es gibt mittlerweile mehrere Unternehmen, die sich allein auf dieses Segment spezialisiert haben. Auch viele große Hersteller nehmen ausgemusterte Geräte bei einem Neukauf in Zahlung und bieten sie komplett refurbished wieder an. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern die Kundinnen und Kunden sparen auch Geld und erhalten auf die Geräte sogar wieder eine Garantie“ betont Rohleder.

Dennoch gibt es auch Gründe, die für die Verbraucherinnen und Verbraucher für einen Neukauf von Smartphones, Tablets und anderen Geräten sprechen. Für die meisten (74 Prozent) ist die nicht mehr vorhandene Unterstützung älterer Geräte mit Updates ein Grund, diese auszurangieren. 70 Prozent würden ihre Geräte gern länger nutzen, aber die Leistungen und Funktionen reichen irgendwann nicht mehr aus. 38 Prozent ist grundsätzlich wichtig, immer möglichst aktuelle Geräte zu nutzen.

Um die Nutzungsdauer von Geräten wie Smartphones, Laptops und Tablets insgesamt zu verlängern, schlägt Bitkom eine Mehrwertsteuersenkung auf Reparaturen vor, damit diese insgesamt erschwinglicher werden. Auch 69 Prozent der Deutschen halten eine solche Mehrwertsteuersenkung für sinnvoll. „Um die Kosten für Reparaturen zu reduzieren, sollte die Mehrwertsteuer auf Reparatur-Dienstleistungen abgesenkt werden. Die Bundesregierung sollte sich dafür einsetzen, dass Senkungen der Mehrwertsteuer auch für Reparaturen von IT-Hardware wie Smartphones und Laptops möglich werden“, fordert Rohleder.  Auch eine nachhaltige öffentliche Beschaffung könne als Hebel genutzt werden. „Die öffentliche Verwaltung hat als größter Kunde mit enormer Einkaufsmacht eine wichtige Funktion. Bei Ausschreibungen sollte auch der Einsatz von Refurbished-IT zugelassen werden.“

4 von 10 Deutschen haben kürzlich ein Alt-Gerät entsorgt

Die Entsorgung von ausrangierter Technik ist bei den Deutschen trotz der hohen Alt-Geräte-Zahlen ein Thema. 43 Prozent haben kürzlich, also in den vergangenen 12 Monaten, mindestens ein IT-Gerät entsorgt, verkauft oder verschenkt. Am meisten gilt dies für PC-Zubehör wie Tastaturen, Computermäuse, Webcams und Co.: 20 Prozent haben sich davon in den zurückliegenden 12 Monaten getrennt. Die Mehrheit von ihnen hat die IT-Kleingeräte an den Händler oder an eine vom Händler angegebene Sammelstelle zurückgebracht (31 Prozent). Jeweils ein Fünftel hat sein altes PC-Zubehör verschenkt (19 Prozent) oder beim Recyclinghof abgegeben (18 Prozent). Von Smartphones oder Handys haben sich insgesamt 17 Prozent der Deutschen in den vergangenen 12 Monaten getrennt: Hier gehen die Geräte ebenfalls mehrheitlich an die Händler oder an eine vom Händler angegebene Sammelstelle zurück (58 Prozent). Ein Drittel derjenigen, die ein Handy oder Smartphones entsorgt haben, hat es verkauft (34 Prozent) und 10 Prozent haben es verschenkt. Auch von alten Fernsehern (14 Prozent), Desktop-PCs (13 Prozent), Monitoren (8 Prozent) oder Laptops (4 Prozent) hat man sich in den vergangenen 12 Monaten getrennt – wenngleich seltener.

Ab und zu landen Geräte auch im Hausmüll

Gleichwohl tun sich insgesamt viele Menschen schwer, wenn es um die fachgerechte Entsorgung von IT- und Elektrogeräten geht. So empfindet die Hälfte (50 Prozent) die Entsorgung von IT-Altgeräten oft zu aufwändig. Mehr als ein Zehntel (12 Prozent) weiß nicht, wie man IT-Altgeräte entsorgt und bei fast ebenso vielen ist auch schon mal ein IT-Altgerät im Hausmüll gelandet (11 Prozent). „In den Hausmüll gehören ausrangierte Elektrogeräte auf keinen Fall. Mittlerweile gibt es viele niedrigschwellige Angebote für Verbraucherinnen und Verbraucher, ihre Geräte zu entsorgen. Seit diesem Jahr nehmen auch Supermärkte und Discounter Elektro-Altgeräte unter bestimmten Voraussetzungen an“, sagt Rohleder. „Insgesamt müssen solche Möglichkeiten der Rückgabe noch viel bekannter gemacht werden. Es bedeutet keinen Aufwand, ein altes Gerät mit zum Einkaufen zu nehmen und dort abzugeben.“

Insbesondere mit Blick auf Weihnachten und die Tatsache, dass häufig auch Technik und digitale Geräte unter dem Christbaum liegen, appelliert Bitkom an die Verbraucherinnen und Verbraucher, ihre Altgeräte weiterzugeben oder zu entsorgen. Funktionierende Smartphones und andere Geräte können im Übrigen auch an wohltätige Organisationen gespendet werden. Rohleder: „Der Umwelt- und Klimaschutz lebt vom Mitmachen. Im neuen Jahr sollte daher Zeit sein für einen digitalen Frühjahrsputz.“

Bitkom-Tipps zur Entsorgung von Alt-Geräten:

  •     Entsorgung über Recyclinghöfe
        Alte oder defekte IT-Geräte dürfen nicht in den Hausmüll geworfen werden. Sie können wie alle anderen Elektrogeräte auch in den kommunalen Abfallsammelstellen abgegeben werden.
  •     Entsorgung über Mobilfunkbetreiber und Händler
        Alle Hersteller sowie die großen Mobilfunkunternehmen und der Handel nehmen alte Smartphones zurück. Diese werden am besten direkt vor Ort in den Geschäften abgegeben. Auch bei Online-Händlern können Alt-Geräte zurückgesandt werden. 
  •      Entsorgung im Supermarkt/Discounter
         Supermärkte und Discounter mit einer Verkaufsfläche von mehr als 800 Quadratmetern sind zur Rücknahme von Elektrogeräten unter bestimmten Voraussetzungen verpflichtet: Die Supermärkte müssen mehrere Male im Jahr Elektrogeräte, ganz
         gleich welcher Art, im Sortiment führen. Die Altgeräte dürfen eine Kantenlänge von 25 Zentimetern nicht überschreiten. Größere Geräte muss der Supermarkt oder Discounter nur dann zurücknehmen und fachgerecht entsorgen, wenn der Kunde ein
         neues Gerät der gleichen Art erwirbt.

Wichtig: Löschung privater Daten

Vor der Weiter- oder Rückgabe alter Handys sollten private und alle weiteren Daten unbedingt gelöscht werden, darunter etwa das Adressbuch, Log-Ins, Passwörter, Online-Banking-Zugänge oder auch Fotos und Videoclips. Am einfachsten ist es, alle Nutzerdaten des Telefons über entsprechende Funktionen („Zurücksetzen des Gerätes“ bzw. „Werkseinstellungen“) komplett zu löschen und mit speziellen Apps/ Software zu überschreiben. Wichtig: Falls vorhanden, die SD-Karte nicht vergessen! Vor dem Verkauf oder der Weitergabe diese am besten entfernen oder mit speziellen Tools überschreiben. Und auch die SIM-Karte nicht vergessen: Entfernen oder dreimal sowohl die PIN als auch den PUK falsch eingeben, um sie unbrauchbar zu machen.

Zum Download >>> Bitkom-Präsentation "Deutschlands Rohstoff-Schatz"

Quelle: www.bitkom.org

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