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Glasfläschchen im SCHOTT Scherbenlager: Der Konzern will mit Pilotprojekten die Weichen für mehr Kreislaufwirtschaft stellen. Foto: SCHOTT

Auf das ambitionierte Ziel, bis 2030 der erste klimaneutrale Spezialglashersteller der Welt zu werden, folgt die nächste Mission: SCHOTT will auch beim Umstieg in die Kreislaufwirtschaft als Pionier vorangehen. Um wichtige Erfahrungen zu sammeln, hat der Technologiekonzern erste Recycling-Projekte gestartet.

Gemeinsam mit Pilotkunden und Partnern eruiert SCHOTT systematisch Wege, ausgediente Glaskeramik-Kochflächen, Pharmaverpackungen in die Herstellung von Neuprodukten zurückzuführen. Neben technischen Herausforderungen sind es vor allem fehlende gesetzliche Rahmenbedingungen, die dem Weg zur Kreislaufwirtschaft erschweren. Denn bislang gibt es keine speziellen Regelungen, die eine sortenreine Sammlung der Spezialgläser ermöglicht. SCHOTT geht in diesem Bereich in Vorleistung und möchte mit den Pilotprojekten zunächst den technischen Beweis erbringen: Die Rückführung der gebrauchten Materialien wäre auch im großen Maßstab möglich.

Technologiekonzern startet Pilotprojekte zum Recycling von Kochfeldern und Pharmaverpackungen
Kreislaufwirtschaft ist eine gemeinsame Herausforderung für die Politik und die Spezialglasbranche
Vision: Mehr gebrauchte Produkte ökologisch und ökonomisch sinnvoll in den Produktionsprozess reintegrieren

"SCHOTT setzt seine Transformation zu einem nachhaltigen Unternehmen fort. Deshalb haben wir nun unsere ersten Projekte für einen Einstieg in die Kreislaufwirtschaft gestartet. Wir wollen gebrauchte Spezialgläser und Glaskeramiken recyceln und damit wertvolle Rohstoffe erhalten und wiederverwerten - in Einklang mit den Zielen des EU Green Deals", erklärt Dr. Jörn Besinger, der die Kreislaufprojekte des internationalen Technologiekonzerns koordiniert.

Mit dem Green Deal zielt die Europäische Union auf ein nachhaltiges Europa, das Klima, Umwelt und Ressourcen schont, Abfall vermeidet und kostbare Rohstoffe wiederverwertet. So soll sich auch die Abhängigkeit von Rohstoffen aus anderen Regionen der Welt verringern. Ein Schlüssel dazu ist es, die bisherige Linearwirtschaft, die auf die einmalige Nutzung von Produkten ausgerichtet ist, perspektivisch zu einer Kreislaufwirtschaft umzubauen. Dazu gilt es Produkte durch Recycling und entsprechende Vorgaben kreislauffähig zu machen.

0423 SCHOTT2Der interne Wertstoffkreislauf ist bei SCHOTT bereits sehr gut ausgeprägt. Über 90 Prozent der anfallenden Glasscherben gehen wieder in die Glasschmelze. Foto: SCHOTTInterner Wertstoffkreislauf seit Jahrzehnten

Hierzu kann auch SCHOTT einen wesentlichen Beitrag leisten, denn: Glas lässt sich generell sehr gut wiederverwerten. Auch Spezialglas und Glaskeramik können gut wieder in den Wertstoffkreislauf gebracht werden.

Der interne Wertstoffkreislauf ist daher bei SCHOTT bereits auch sehr gut ausgeprägt: Seit Jahrzehnten nutzt der Spezialglashersteller Scherben als Rohstoff für die Produktion, vermeidet dadurch Abfall, schont Ressourcen und reduziert Energieverbrauch wie auch Emissionen. Im internen Wertstoffkreislauf gehen über 90 Prozent der anfallenden Glasscherben wieder in die Glasschmelze ein. Teilweise holt SCHOTT auch Glasscherben und Glasverschnitt von Kunden zurück. Dafür muss aber alles Material absolut sortenrein sein.

Das Wiederverwenden ermöglicht es kostbare Rohstoffe zurückzugewinnen. So ist zum Beispiel das begehrte, aber knappe Leichtmetall Lithium, das auch für Batterien von Elektroautos benötigt wird, ein wichtiger Bestandteil von Glaskeramik-Kochfeldern. Entsprechend groß ist das Potenzial, Lithium im Kreislauf zu behalten, wenn alte Kochfelder sinnvoll entsorgt werden können.

Herausforderung Schmelze

Auch wenn Glas generell sehr gut recyclebar ist, gibt es hier auch technische Herausforderungen. Glaskeramiken und Spezialgläser haben höhere Qualitätsanforderungen als das "normale" Behälter- oder Flachglas, wie man es aus Flaschen oder Fenstern kennt: Sie müssen bei deutlich höheren Temperaturen geschmolzen werden, die Aufnahme von recyceltem Material und die Auswertung auf die Qualität ist bisher noch wenig erforscht. Auch SCHOTT steht hier noch am Anfang, will aber nun mit den Pilotprojekten wichtige Erkenntnisse gewinnen und die Weichen für den Übergang zur Kreislaufwirtschaft stellen.

Hierzu muss aber, wie erwähnt, auch der gesetzliche Rahmen geschaffen werden: So existieren zum Beispiel in Deutschland und auf EU-Ebene noch keine gesetzlichen Vorgaben zum sortenreinen Sammeln von Spezialgläsern. Glaskeramik-Kochfelder etwa werden nicht getrennt von anderen Großgeräten, sondern in Wertstoffhöfen mit anderen Geräten gemeinsam in Containern gesammelt und später an anderer Stelle geschreddert. Wichtige Rohstoffe wie Lithium gehen dabei unwiederbringlich verloren.

Beim bisherigen Vorgehen werden nach Berechnungen von SCHOTT im Jahr 2030 allein in Deutschland rund drei Millionen Glaskeramikkochfelder und damit 10.000 Tonnen Glaskeramik auf Deponien landen. "Wir wenden uns an die deutsche und europäische Politik mit der Bitte, bessere Rahmenbedingungen für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu schaffen, wie sie der EU Green Deal und die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie der deutschen Bundesregierung anstrebt", so der Appell von Dr. Frank Heinricht, als Vorstandsvorsitzender der SCHOTT AG verantwortlich für das Thema Nachhaltigkeit im Gesamtkonzern.

Recycling-Piloten: Kochfelder und Pharmaglas

Von den beiden Hürden - technologische Entwicklung und Rahmengesetzgebung - will SCHOTT mit seinen Pilotprojekten nun die technische Seite angehen.

SCHOTT ist mit seinen CERAN® Glaskeramik-Kochfeldern seit Jahrzehnten Innovationsvorreiter - ein Anspruch, der auch im Bereich Nachhaltigkeit angegangen wird. Zur Wiederverwertung von Glaskeramik aus gebrauchten Kochfeldern baut SCHOTT mit Pilotkunden und Partnern der Entsorgungswirtschaft einen neuen Recyclingkreislauf auf.

Glaskeramik aus alten Hausgeräten oder Glaskeramikbruch aus der Montage, befreit von Elektronik und Umhausungen, wird an SCHOTT geliefert. Ist eine ausreichende Materialmenge gesammelt, folgen umfassende technische Versuche, mit denen der Beweis erbracht werden soll, dass sich das recycelte Material ohne Qualitätsverlust in neue Glaskeramik-Kochfelder integrieren lässt.

Auch im Bereich Tubing, bei dem Glasrohr für pharmazeutische Verpackungen hergestellt wird, läuft ein Pilotprojekt. Ein großes Gesundheitsunternehmen führt dafür ungenutzte Fläschchen für Medikamente zurück an SCHOTT. Als Scherben fließen diese wieder in die Glasschmelze ein und ergänzen Rohstoffe, aus denen neue, hochwertige Glasröhren entstehen. Diese können dann erneut zu Pharmafläschchen für höchste Qualitätsansprüche verarbeitet werden.

"Um in der Kreislaufwirtschaft voranzukommen, prüfen wir derzeit, für welche Produktgruppen sich der Aufbau von Recycling-Systemen lohnt. Dazu laden wir unsere Kunden ein, gemeinsam mit uns produktspezifische Lösungen zu entwickeln. So wollen wir Schritt für Schritt den Anteil an wiederverwerteten Rohstoffen in unserer Branche erhöhen", sagt Dr. Jörn Besinger.

Quelle und weitere Informationen unter schott.com

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