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von Frauke Schmidt, EUWID

Der Registrierungsprozess für Unternehmen, die Altpapier nach Indonesien liefern, kommt in Europa nur sehr langsam voran. Ende der Kalenderwoche 39 hatte noch kein einziger europäischer Altpapierexporteur das Verfahren abgeschlossen, erklärte Andreas Otto im Gespräch mit EUWID.

Er ist Vizepräsident von ERPA (European Recovered Paper Branch), der Papierrecyclingsparte von EuRIC, dem europäischen Verband der Recycling-Industrie, und Geschäftsführer der Melosch Export GmbH. Viele Unternehmen, speziell in Deutschland, hätten noch nicht einmal ihre Unterlagen eingereicht.

Exporteure, die den Registrierungsprozess nicht abgeschlossen haben, können ab dem 1. Oktober kein Altpapier mehr nach Indonesien liefern. Das Land ist ein großer und aufstrebender Markt, der 2019 nach Angaben von ERPA 3,13 Mio t Altpapier importiert hat – ein bedeutender Teil davon kam aus Europa.

Indonesien beobachtete die steigenden Exporte an Altpapier allerdings mit Argusaugen. Um die Einfuhr hochwertigen Altpapiers sicher zu stellen, kündigte das Land 2019 die Einführung strenger Qualitätskriterien für das importierte Altpapier sowie Mengenbeschränkungen an. Ein Schritt auf diesem Weg ist die Registrierung der Unternehmen, die Altpapier in das Land liefern wollen.

Registrierungsverfahren unterscheiden sich von Land zu Land

Nach einigem Hin und Her im Frühjahr 2020 wurde die Verantwortung für den Registrierungsprozess nun in die Hände der indonesischen Botschaften in den einzelnen Ländern gelegt. Diese entwickelten für ihr Land ein Registrierungsverfahren nach Vorgaben des indonesischen Handels- und des Außenministeriums. Vor diesem Hintergrund weichen die Verfahren in den einzelnen Ländern häufig voneinander ab. Auch startete der Prozess in unterschiedlichen Ländern zu unterschiedlichen Zeitpunkten, in Europa aber selten vor Anfang September.

Mittlerweile sind die Verfahren zur Registrierung von Altpapierexporteuren in Italien, Frankreich und Großbritannien in vollem Gang, teilte Otto mit. Während jedoch die Anforderungen in Großbritannien eher einfacher zu erfüllen seien, sei der Prozess in Italien und Frankreich sehr „aufwändig und langwierig“.

Marktteilnehmer aus den betroffenen Ländern erklärten, dass sie sich momentan „durch den Prozess kämpfen“. Ein Experte geht davon aus, dass zumindest in den ersten beiden Oktoberwochen nicht nach Indonesien geliefert werden könne. Andere befürchten, dass sich der Prozess „über Monate“ hinziehen könnte.

Prozess in Deutschland „widersprüchlich“

Mit besonderen Schwierigkeiten haben nach Darstellung von Thomas Braun, Geschäftsführer des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) sowie Vizepräsident von EuRIC, deutsche Altpapierexporteure zu kämpfen.

Wie Braun erläuterte, veröffentlichte die indonesische Botschaft in Berlin zwar Anfang September ihre Liste mit Anforderungen für Altpapierlieferanten, die sich registrieren lassen wollen. Diese Anforderungen seien aber so widersprüchlich, dass eine Registrierung für deutsche Unternehmen de facto unmöglich sei. Beispielsweise müsse ein Unternehmen, das sich registrieren lassen wolle, bereits konkrete Verschiffungen anmelden. Diese könne es aber nicht geben, da das betreffende Unternehmen ja noch nicht registriert ist.

Im Gegensatz dazu sei die Registrierung für Unternehmen in den USA, Neuseeland und Australien recht einfach, ziehe sich jedoch ebenfalls hin, so Adina Renee Adler, die Vizepräsidentin für Regierungsbeziehungen beim US-Recyclingverband ISRI, auf Anfrage von EUWID mitteilt.

Allerdings laufe der Prozess auch in den USA „sehr langsam“, meinte Adler. „Bislang erhielten nur wenige Unternehmen eine Bestätigung. Wir wissen nicht, warum der Prozess bei anderen Unternehmen so lange dauert. Wir sind daher ständig in Kontakt mit der indonesischen Botschaft in Washington.“

ERPA reicht Beschwerde beim beratenden Ausschuss für Marktzugang ein

Für ERPA stellen diese unterschiedlichen Registrierungsverfahren ein nicht-tarifäres Handelshindernis dar. Wie Otto im Gespräch mit EUWID erklärte, hat ERPA daher beim beratenden Ausschuss für Marktzugang MAAC (Market Access Advisory Committee) der Europäischen Kommission eine Beschwerde eingereicht.

Die Befürchtung ist, dass die indonesischen Papierhersteller im Oktober verstärkt aus Ländern außerhalb von Europa Altpapier beziehen müssen, da ihre europäischen Partner sie aufgrund des nicht abgeschlossenen Registrierungsverfahrens nicht beliefern können.

Quelle: EUWID Papier und Zellstoff 40/2020 vom 30.09.2020

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