Das zur KS-Recycling-Firmengruppe aus Sonsbeck gehörende Unternehmen GS-Recycling GmbH & Co. KG (GSR) hat bei der Bezirksregierung Düsseldorf einen Antrag auf Genehmigung für die Errichtung und den Betrieb eines innovativen Anlagenverbundes mit Rheinanbindung am Rhein-Lippe-Hafen („Zum Ölhafen 1“) in Wesel gestellt.
Darüber hinaus hat das Unternehmen die Genehmigung für eine Anlage zur Entgasung und Reinigung von Güterschiffen im Bereich des Hafenbeckens beantragt. Des Weiteren hat die GSR die Erteilung einer wasserrechtlichen Genehmigung gemäß Wasserhaushaltsgesetz (WHG) für den Einbau von mineralischen Stoffen aus Bautätigkeiten bzw. aus industriellen Nebenprodukten angefragt.
Strategische Erweiterung für echte Kreislaufwirtschaft
Im Jahr 1965 zunächst als Altöl-Abholdienst gegründet, verfügt die KSR-Gruppe heute über modernste Anlagen- und Labor-Technologien zur Sonderabfall-Entsorgung und Wiederverwertung. Mit der geplanten strategischen Erweiterung am Standort Rhein-Lippe-Hafen im Lippe-Mündungsraum zielt die Unternehmensgruppe darauf ab, eine „kreisrunde“ Kreislaufwirtschaft für problematische Rückstände in einem hochmodernen Anlagenverbund mit innovativem Energiekonzept und zukunftsweisender Anlagentechnik an einem zentralen Standort zu schaffen.
Seitens der GSR wird derzeit angestrebt, die bereits bestehende Tankanlage, die biologische Großkläranlage sowie weitere Nebeneinrichtungen um eine Aufbereitungsanlage für Mineralöle und Lösemittel zu erweitern.
Außerdem sollen weitere Schiffsabfälle übernommen werden, wie beispielsweise Bilgenöle aus den Maschinenräumen oder „Slops“, ein Mischprodukt aus Waschwasser und Ladungsrückständen. Aus den Abfällen sollen schließlich höchstwertige Spitzenprodukte für unterschiedliche Einsatzzwecke gewonnen werden. In diesem Kontext wird u.a. aus den Schiffsabgasen durch thermische Oxidation Dampf erzeugt, um somit Strom zu generieren. Dieser wird zur Betreibung eines Elektrolyseurs verwendet, welcher grünen Wasserstoff herstellt, der aus regenerativen Energieträgern stammt. Durch diese klimapositive Produktion kann maßgeblich zur Dekarbonisierung der Wirtschaft beigetragen werden.
Vorgesehen ist, dass sämtliche Bereiche des autarken Anlagenverbundes durch eine Rohrbrücke verbunden werden, wobei die Prozesse in sich schlüssig sind und aufeinander aufbauen. Dabei stehen jederzeit die Schonung von natürlichen Ressourcen sowie der Umweltschutz im Fokus.
Entsorgungslücke muss endlich geschlossen werden
Mit nachhaltigen Kreislauflösungen beabsichtigt die Unternehmensgruppe eine Entsorgungslücke zu schließen, die seit vielen Jahren sowohl Binnenschiffer als auch die Rheinanwohner aus den Niederlanden und Deutschland belastet. Bislang besteht in Deutschland keine professionelle, öffentlich zugängliche Infrastruktur für die Entgasung und Reinigung von Güterschiffen mit nachgeschalteten Entsorgungs- und Recyclingstrukturen.
So entstehen immer wieder extreme Geruchsbelästigungen, verursacht durch Binnenschiffe, die mangels entsprechender Reinigungs- und Entsorgungseinrichtungen ihre Tanks unerlaubt entgasen und damit schädliche Substanzen wie Benzol in die Luft ablassen. Dieser Mangelzustand besteht aktuell, obwohl das unkontrollierte Entgasen in die Atmosphäre auch nach den Richtlinien der 20. BlmSchV und den Vorschriften des Übereinkommens über die Sammlung, Abgabe und Annahme von Abfällen in der Rhein- und Binnenschifffahrt (kurz CDNI) verboten ist. Bisher scheitert die Einhaltung der vorgegebenen Rechtslage jedoch an der fehlenden Infrastruktur, denn die nächste Anlaufstelle für die Binnenschiffer befindet sich erst im niederländischen Moerdijk.
Während Tankreinigung für LKW in Autobahnnähe seit Jahren Standard ist, klafft an der deutschen Wasserstraße Rhein damit eine große Entsorgungslücke, die zu schädlichen Belastungen für die Umwelt führt. Nach einer Schätzung des Bundesumweltamtes aus dem Jahr 2014 entlassen in Deutschland jährlich an die 460 Schiffe bis zu 900 Tonnen giftige Schadstoffe in die Atmosphäre; hiervon ist insbesondere der Rhein betroffen, über den mehr als 85 % des Schiffsverkehrs läuft.
Diesen umweltschädlichen Zustand will die seit Mitte der 60er Jahre auf die Entsorgung und Wiederverwertung von schwierigen Stoffen spezialisierte KSR-Gruppe mit Hauptsitz im niederrheinischen Sonsbeck nicht weiter hinnehmen. „Für uns zählt nicht der kurzfristige Erfolg, sondern langfristig angelegtes, ökonomisches und ökologisches Handeln, welches Ressourcen schont und ein Höchstmaß an Rückführung wertvoller Inhaltsstoffe ermöglicht“, erklärt Geschäftsführer Guido Schmidt.
„In der Umsetzung des grünen Leuchtturmprojektes der GSR können wir eine rechtssichere Entsorgungsmöglichkeit für Binnenschiffer sowie einen erheblichen Beitrag zur Einsparung von CO2 und zur Erreichung der gesetzten EU-Klimaziele leisten.“
Die Standorterweiterung trägt zudem zur Sicherung bestehender und Schaffung neuer Arbeitsplätze in der KSR-Gruppe sowie bei verschiedenen Dienstleistungsbetrieben in der Region bei. An den Standorten Sonsbeck und Wesel setzen geschulte und weitergebildete Mitarbeiter alles daran, Abfälle und Reststoffe nicht nur fachgerecht, sondern gemäß ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit mit dem Ziel “zero-emission” wiederzuverwerten.
Spezialwissen um gefährliche Abfälle auch im Zuge der Flutkatastrophe gefragt
Das Spezialwissen der KSR-Gruppe um die Aufbereitung und Entsorgung gefährlicher Abfälle bekam auch in der jüngsten Flutwellenkatastrophe im Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen immense Bedeutung. Seit Tag eins der Starkregenkatastrophe im Einsatz, wurden von den Mitarbeitern des Unternehmens unter extremsten Arbeitsbedingungen über Wochen täglich ca. 50.000 Liter kontaminierte Flüssigkeiten in den Flutgebieten abgepumpt und mit Tankwagenkolonnen zur Aufbereitung ins Werk nach Sonsbeck gefahren. Nach einer Schadstoffentfrachtung wird das Abwasser in Wesel biologisch gereinigt und anschließend in den Rhein eingeleitet.