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Panel der Paper Division auf der BIR-Frühjahrstagung in Singapur Foto: Thomas Braun, bvse

Eine lebhafte Podiumsdiskussion in der Sitzung der Fachsparte Papierrecycling bildete den Auftakt der Frühjahrstagung des Welt-Recyclingverbandes BIR in Singapur.

Moderiert von Brian Taylor, Senior Editor der Recycling Today Media Group, legten die Branchenprofis Jean-Luc Petithuguenin (Präsident, Paprec Recyclage, France), Dominique Maguin (Ehrenpräsident, La Compagnie des Matières Premières, Frankreich) und Ranjit Baxi (Ehrenpräsident, J&H Sales International LTD (UK), ihre Sicht zur künftigen Entwicklung des internationalen Altpapiergeschehens dar.

Einigkeit bestand in der Haltung: die weltweite Nachfrage nach Altpapier ist ungebrochen hoch und wird weiter wachsen. Rund 200 Millionen Tonnen Altpapier werden jährlich recycelt.

Pro Jahr könne von einem Plus in der Papierproduktion von ca. 2,5 % ausgegangen werden. Dieses Plus resultiere aus dem weltweiten Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum und betreffe überwiegend Kapazitäten, die Altpapier einsetzen. Ökonomisch und ökologisch sei Altpapier für die Papierindustrie unverzichtbar und alternativlos, so der Präsident der Paper Division, Jean-Luc Petithuguenin, Frankreich.

Mit Blick auf die restriktive Importpolitik der VR China bleibt manches nach wie vor im Ungewissen. So z. B., ob China tatsächlich in absehbarer Zeit alle Importe von Verwertungsabfällen stoppen werde. Sowohl die am stärksten betroffene, in China ansässige Papierindustrie als auch das BIR arbeiten intensiv darauf hin, dass die chinesische Regierung „nach einer Norm aufbereitete Fasern“ von solchen Restriktionen künftig ausnimmt. „Altpapier war und ist kein Abfall sondern ein direkt einsetzbarer, qualitativ hochwertig aufbereiteter Rohstoff“, so Ehrenpräsident Dominique Maguin. Dem BIR als einzigem internationalen Recyclingverband  komme bei dieser Überzeugungsarbeit eine Kernrolle zu, schliesslich ist es für die chinesischen Unternehmen nicht unproblematisch, gegen ihre eigene politische Agenda zu argumentieren.

Unterstützung dürfte die Überzeugungsarbeit durch die Einschätzung erfahren, dass die politisch forcierte Inlandserfassung von Altpapier in China wohl nicht den erwarteten Mengenertrag liefert. Dies sei auch kaum möglich, da der Löwenanteil der in China produzierten Verpackung in alle Welt gehe.
Die Altpapierbranche ist und bleibt ein „Beziehung-Business“, so die Panelisten. Neue Kontakte wurden in den beiden letzten Jahren geknüpft in Staaten wie Malaysia, Indonesien, Vietnam sowie Indien, die Altpapier aus Europa und den USA aufkaufen und dann in Form von Pulp oder Neupapier nach China liefern. Und Chinas Papierindustrie selbst baut in diesen Ländern unter Hochdruck neue Produktionskapazitäten auf.

Dass der ein oder andere dieser Staaten nun ebenfalls laut über einen „Bann“ mancher Altpapiere nachdenke sollte nicht zu Verunsicherung führen. Die Altpapieraufbereiter haben gezeigt, so die Panelisten, dass sie die verschärften Qualitätsvorgaben der Papierindustrie erfüllen können. Und die Hersteller weltweit benötigen Altpapier.

Ohne Zweifel ist China als einzelner Staat mit seiner bisherigen Jahresproduktion an PPK in Höhe von ca. 95 Mio Tonnen ein Gigant. Die Entwicklung der letzen zwei Jahre zeige aber, dass eine Verlagerung hin zu „multi regional manufacturing hubs“, zu aus mehreren Staaten bestehenden Produktionsschwerpunkten, ein neues Erfolgsmodell werden kann. Neben Asien sei dafür Europa ein Beispiel: Dort entstehen in nächster Zeit über 3 Mio Tonnen neuer Produktionskapazitäten auf Altpapierbasis.

Rückenwind für das Papierrecycling als solches liefern aus Sicht der Diskussionsteilnehmer auch die zunehmend restriktiven politischen Vorgaben für das Plastikrecycling. Immer mehr Produkte aus Plastik werden durch Alternativen aus Papier ersetzt und dieser Trend beginne gerade erst.

Altpapierrecycling ist eine globale Erfolgsstory mit Zukunft,  so das Fazit der Diskussionsteilnehmer. Partielle Hemmnisse wie die der letzten zwei Jahre werden diesen Trend nicht nachhaltig beeinflussen. „So wie aufgestautes Wasser sich neue Wege sucht und findet ist es auch mit den Altpapiermengen“, so BIR Präsident Ranjit Baxi im Gespräch mit bvse-Geschäftsführer Thomas Braun nach der Diskussion.

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