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Michelin Werk Homburg Bildquelle: Michelin

Michelin reagiert auf Marktanteileverlust und stellt die Produktion an den Standorten Karlsruhe und Trier sowie die LKW-Neureifen- und Halbfabrikatfertigung in Homburg schrittweise ein. Und auch weitere Standorte sind von der Restrukturierung betroffen.

Lkw-Budgetreifen aus Niedriglohnländern und steigende Produktionskosten in Deutschland haben Michelin dazu veranlasst, auf diese langfristigen Negativtrends mit unumgänglichen Entscheidungen zu reagieren.

Michelin hat am 28.11.2023 seine 1.410 Mitarbeitenden an den Produktionsstandorten Karlsruhe und Trier sowie der Lkw-Neureifen- und Halbfabrikatfertigung in Homburg darüber informiert, die betroffenen industriellen Aktivitäten bis Ende 2025 schrittweise zu schließen. Michelin wird außerdem sein Kundenkontaktzentrum für Deutschland, Österreich und die Schweiz bis Ende 2025 von Karlsruhe nach Polen verlagern, wovon 122 Mitarbeitende betroffen sind.

Der größte europäische Produktionsstandort von Michelin für die Runderneuerung von Lkw-Reifen in Homburg und das Pkw-Reifenwerk in Bad Kreuznach sind nicht betroffen. Die Produktion an diesen Standorten wird fortgeführt.

„Diese unumgängliche Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen. Das Engagement unserer Mitarbeitenden, die innerbetrieblichen Fortschritte und die Investitionen der vergangenen Jahre in die betroffenen Aktivitäten können den starken Wettbewerbsdruck nicht länger ausgleichen. Unsere Priorität ist es jetzt, unsere Mitarbeitenden so gut wie möglich zu unterstützen und sie individuell in eine neue Zukunft zu begleiten", erklärte Maria Röttger, CEO der Michelin Region Europa Nord.

Budgetreifen aus Niedriglohnländern und steigende Kosten in Deutschland

In den vergangenen Jahren hat sich der europäische Lkw-Reifenmarkt deutlich in Richtung importierter Budgetreifen verschoben. Zwischen 2013 und 2022 stieg der Marktanteil von Budgetreifen – hauptsächlich aus Niedriglohnländern – um elf Prozentpunkte, auf Kosten des Premium- und mittleren Preis-Segments (Quelle: Roland Berger). Diese Entwicklung führt zu einem Rückgang des Premium-Segments und somit zu einem Verlust von Marktanteilen.

Die jüngsten gesundheits- und geopolitischen Krisen und deren Auswirkungen auf Energie-, Logistik- und Rohstoffpreise sowie eine hohe Inflationsrate haben die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland zusätzlich belastet. Im Juli 2023 waren die Industrie-Erdgaspreise in Deutschland mehr als doppelt so hoch wie 2015, während der Strompreis um 51 Prozent stieg (Quelle: VCI).

Diese Faktoren wirken sich direkt und ungünstig auf den Industriebetrieb aus, einschließlich der Exportaktivitäten der betroffenen Standorte. Diese sind nicht mehr in der Lage, wettbewerbsfähig in andere Regionen zu exportieren. Michelin verfolgt zudem die Strategie, näher an den Märkten zu produzieren. Das dient dazu, den Kundenservice mit einer robusteren, umweltfreundlicheren und effizienteren Logistikkette zu verbessern, was in einem Rückgang der Exporte resultiert.

Diese Exportstrategie sowie die Marktverlagerung hin zu preisgünstigeren Lkw-Budgetreifen und die nachteiligen Rahmenbedingungen für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands führen zu strukturellen Überkapazitäten und einer Unterauslastung der betroffenen Produktionsstandorte.

Mit Blick auf das Kundenkontaktzentrum führt der gestiegene Wettbewerbs- und Preisdruck zu der Notwendigkeit eines effizienteren Strukturwandels. Im Sinne der Sicherung der allgemeinen Wettbewerbsfähigkeit wird Michelin das Kundenkontaktzentrum bis Ende 2025 von Karlsruhe nach Polen verlagern.

Michelins Priorität ist es, jeden Mitarbeitenden zu unterstützen und in eine neue Zukunft zu begleiten

In einem verantwortungsvollen Austausch mit den Sozialpartnern wird Michelin nun mit den betroffenen Mitarbeitenden deren weiteren beruflichen Weg besprechen und ein umfassendes Maßnahmenpaket anbieten. Zu diesem könnten die Dienste einer Transfergesellschaft ebenso gehören wie Weiterbildungsangebote und das Prüfen interner Beschäftigungsmöglichkeiten. Die Gespräche mit den Betriebsräten und der Gewerkschaft IGBCE über die Umsetzung der betrieblichen Änderungen sowie mögliche Alternativen für die künftige Nutzung der betroffenen Standorte werden nun fortgesetzt.

Michelin prüft gemeinsam mit Partnern die Umgestaltung der Standorte, um die Schaffung von Arbeitsplätzen zu unterstützen

Michelin fühlt sich den Gemeinden und Regionen rund um seine Standorte verbunden und wird eng mit den Sozialpartnern, der öffentlichen Hand und Unternehmen zusammenarbeiten, um gemeinsam die besten Optionen für die Zukunft der betroffenen Standorte zu prüfen. Ziel ist es, gemeinsam Projekte zu lancieren, die die Entwicklungsprioritäten der Regionen und die Schaffung von Arbeitsplätzen unterstützen. Die Entwicklung am ehemaligen Michelin Produktionsstandort in Hallstadt bei Bamberg zeigt, wie eine Schließung verantwortungsvoll gemeinsam mit Kooperationspartnern gelingen kann. Seit 2020 arbeiten Partner aus Unternehmen, Politik und Wissenschaft gemeinsam daran, um mit dem Cleantech Innovation Park einen Inkubator für Zukunftstechnologien entstehen zu lassen. Erste Verbundprojekte aus den Bereichen KI und Digitalisierung, Ressourceneffizienz in der Produktion sowie Clean Energy im Mobilitätsbereich sind bereits in Planung.

Michelin wird weiterhin in Deutschland präsent sein und seine anderen Produktionsstandorte weiter modernisieren

Die Michelin Gruppe fertigt weiterhin am Standort Deutschland und wird seine anderen strategischen Produktionsstandorte weiter modernisieren. Deutschland bleibt als Heimat der technologieführenden Automobilindustrie ein wichtiger Standort für die Michelin Gruppe.

Richtungsweisende Bedeutung hat das Werk Bad Kreuznach: Die dortige Pkw-Reifenproduktion nahe den deutschen Autoherstellern ist ein entscheidender Erfolgsfaktor in der künftigen Marktdurchdringung der Reifengrößen 18 Zoll und größer. Zudem fertigt der Standort auch strategische High-Tech-Reifen. Die Michelin Gruppe wird auch seine größte europäische Produktion für die Runderneuerung von Lkw-Reifen in Homburg beibehalten. Der Standort wird außerdem weiterhin RFID-Chips verarbeiten. Michelin wird beide Produktionsstandorte weiter modernisieren, um sie noch kosteneffizienter und umweltfreundlicher für die Zukunft aufzustellen.

Die Michelin Gruppe wird somit sowohl wertvolle industrielle als auch kommerzielle Aktivitäten auf dem deutschen Markt beibehalten und nach der Schließung der betroffenen Bereiche mit rund 2.780 Mitarbeitenden in der Industrie, Logistik, Vertrieb, Marketing und Verwaltung in Deutschland präsent sein. Zudem ist die Michelin Gruppe mit Tochtergesellschaften wie Euromaster und Ihle mit rund 2.000 Mitarbeitenden in Deutschland präsent.


Übersicht über die Michelin Standorte in Deutschland und die Anzahl der Mitarbeitenden auf einen Blick

(September 2023)

Trier:
88 Mitarbeitende: Produktion von Wulstkernen für Pkw-Reifen

Homburg:
843 Mitarbeitende: Lkw-Reifenproduktion, Halbfabrikatfertigung
(480 Mitarbeitende: Runderneuerung von Lkw-Reifen, Verarbeitung von RFID-Chips)

Karlsruhe:
479 Mitarbeitende: Herstellung von Reifen für kleine und mittelgroße Lkw, Halbfabrikatfertigung
122 Mitarbeitende: Kundenkontaktzentrum für Deutschland, Österreich und die Schweiz

Quelle: https://news.michelin.de

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