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Die EU-Kommission hat am 28.11.2019 eine strategische, langfristige Vision für eine klimaneutrale Wirtschaft vorgelegt. In dieser Strategie spielt auch die Kreislaufwirtschaft im Gegensatz zum aktuellen Klimapaket der Bundesregierung eine Rolle. Die Kreislaufwirtschaft wird hier als vierter von insgesamt sieben strategischen Bausteinen aufgeführt.

00 vdlDie Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Europäischen Parlament © European Union, 2019Auch für die neue EU-Kommission, die am 1.12.2019 die Amtsgeschäfte übernommen hat, ist der Klimaschutz von hoher Priorität.

Die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist davon überzeugt, dass "wir bei der Bekämpfung des Klimawandels keine Zeit zu verschwenden haben". Sie sieht daher den "europäische Grüne Deal" als eine Pflichtaufgabe an.

Die Strategie der EU-Kommission zeigt in großen Linien auf, wie Europa auf dem Weg zur Klimaneutralität vorangehen kann. 

Für den Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft sind gemeinsame Maßnahmen in sieben strategischen Bereichen erforderlich: Energieeffizienz, Nutzung erneuerbarer Energien, saubere, sichere und vernetzte Mobilität, wettbewerbsfähige Industrie und Kreislaufwirtschaft, Infrastruktur und Netzverbindungen, Biowirtschaft und natürliche CO2-Senken sowie CO2-Abscheidung und -Speicherung für die verbleibenden Emissionen.

Wir dokumentieren nachfolgend das Kapitel Kreislaufwirtschaft im Wortlaut:

Eine wettbewerbsfähige EU-Industrie und die Kreislaufwirtschaft als Schlüssel für die Senkung der Treibhausgasemissionen

00 climateDie EU-Industrie gehört bereits heute zu den weltweit effizientesten Industrien, und dies soll auch so bleiben, weswegen eine wettbewerbsfähige, ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft entwickelt werden muss.

Insbesondere bei steigenden Recyclingquoten werden der Energiebedarf und die bei der Herstellung vieler Industriegüter wie Glas, Stahl und Kunststoffe anfallenden Prozessemissionen weiter zurückgehen. Rohstoffe sind unverzichtbar, um CO2-neutrale Lösungen in allen Wirtschaftssektoren zu ermöglichen.

Angesichts der Größenordnung des rapide wachsenden Rohstoffbedarfs wird auch künftig ein großer Teil der Nachfrage durch Primärrohstoffe gedeckt werden. Da jedoch dank Wiederverwendung und Recycling der Rohstoffeinsatz abnimmt, steigt die Wettbewerbsfähigkeit, werden Geschäftsmöglichkeiten und Arbeitsplätze geschaffen und sinkt der Energiebedarf, wodurch wiederum auch die Umweltverschmutzung und die Treibhausgasemissionen zurückgehen.

Besonders wichtig sind Rohstoffverwertung und -recycling in den Sektoren und Technologien, in denen sich neue Abhängigkeiten ergeben könnten, beispielweise von kritischen Rohstoffen wie Kobalt, seltenen Erden oder Grafit, deren Gewinnung heute in einigen wenigen Ländern außerhalb Europas konzentriert ist. Doch auch durch eine verstärkte EU-Handelspolitik kann gewährleistet werden, dass die EU nachhaltig und sicher mit diesen Stoffen versorgt wird.
 
Auch werden neue Werkstoffe eine wichtige Rolle spielen, unabhängig davon, ob traditionelle Verwendungszwecke wiederentdeckt werden, wie der Einsatz von Holz im Baugewerbe, oder ob neue Verbundwerkstoffe energieintensive Materialien ersetzen. Die Nachfrage nach Produkten hängt auch von Verbraucherentscheidungen ab.

Einige davon können sich aus laufenden Veränderungen ergeben, wie der Digitalisierung, die zu einer geringeren Papiernachfrage führt. Bei anderen handelt es sich um klimabewusstere Entscheidungen: Verbraucher verlangen zunehmend klima- und umweltfreundliche Waren und Dienstleistungen. Dies setzt voraus, dass die Verbraucher transparenter über den CO2- und den ökologischen Fußabdruck von Waren und Dienstleistungen informiert werden und auf dieser Grundlage bessere Entscheidung treffen können.

Treibhausgasfrei produzieren heißt in vielen Fällen, dass bestehende Anlagen erheblich modernisiert oder vollständig ersetzt werden müssen. Diese Investition ist Teil der nächsten industriellen Revolution. Indem die moderne, wettbewerbsfähige und wohlhabende EU-Industrie auch künftig als Wegbereiterin bei Übergangsmaßnahmen vorangeht, könnte sie ihre Präsenz in einer Weltwirtschaft verstärken, die zwangsläufig immer strengere CO2-Obergrenzen vorgibt.

Die Digitalisierung und die Automatisierung werden kurzfristig als die meistversprechenden und wirksamsten Wege gesehen, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, da sie sowohl Effizienzsteigerungen als auch eine Minderung der Treibhausgasemissionen bewirken. Wie in jedem anderen Endnutzersektor auch kann die Elektrifizierung in Verbindung mit einer stärkeren Nutzung von Wasserstoff, Biomasse und erneuerbarem synthetischem Gas die energiebedingten Emissionen bei der Herstellung von Industriegütern mindern.
 
Viele prozessbedingte Industrieemissionen lassen sich kaum vermeiden, es gibt aber Optionen für ihre Minderung. CO2-kann abgeschieden, gespeichert und genutzt werden. Für eine Reihe industrieller Prozesse wie die Produktion von Stahl und verschiedenen Chemikalien können sowohl erneuerbarer Wasserstoff als auch nachhaltige Biomasse fossile Brennstoffe als Einsatzstoff ersetzen.

Die Abscheidung und Nutzung von CO2 (Carbon Capture and Utilisation, CCU) in der Industrie bezeichnet Prozesse, in denen CO2 abgeschieden und zu einem neuen Produkt verarbeitet wird. E-Fuels können als Beispiel angeführt werden, bei dem das CO2 bei der Verbrennung des Brennstoffs erneut freigesetzt wird und Emissionen aus fossilen Brennstoffen verdrängt. Es gibt andere CCU-Produkte wie Kunststoffe und Baustoffe, in denen das CO2 über längere Zeiträume zurückgehalten wird.

Der Großteil der industriellen Emissionen wird von der Stahl-, Zement- und chemischen Industrie verursacht. In den kommenden 10 bis 15 Jahren werden sich bereits bekannte Technologien beim großtechnischen Einsatz bewähren müssen; einige davon werden bereits in kleinem Maßstab erprobt, z. B. die wasserstoffbasierte Primärstahlgewinnung.

Durch Forschung, Entwicklung und Demonstration werden die Kosten bahnbrechender Technologien erheblich verringert. Dies wird dazu führen, das wirklich neue Produkte die heutigen Industrieprodukte ersetzen werden, wie Kohlenstofffasern oder stärkere Zemente, durch die das Produktionsvolumen geringer wird, während gleichzeitig der Produktwert steigt. In einer Wirtschaft ohne Netto-Treibhausgasemissionen werden sich neue Geschäftskonzepte entwickeln, in deren Zentrum die Wiederverwendung und andere Dienstleistungen stehen.

Die gesamte Strategie zum Herunterladen:

28/11/2018 - COM (2018) 773 - Ein sauberer Planet für alle – Eine Europäische strategische, langfristige Vision für eine wohlhabende, moderne, wettbewerbsfähige und klimaneutrale Wirtschaft


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