Die Verbände der deutschen Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft haben die neue SCIP-Datenbank der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) als unzureichend bemängelt und sich für Ergänzungen ausgesprochen.

So sehen die Organisationen in der zusätzlichen Einrichtung eines Dialogforums aller Akteure die praxisnahe Möglichkeit, die Arbeitsabläufe für die beteiligten Unternehmen im Alltag weiter zu verbessern.

Dazu haben die Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen e.V. (BDSV), der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (bvse) und der Verband Deutscher Metallhändler e.V. (VDM) unter Führung des BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e.V. ein Positionspapier verfasst. Darin kritisieren die Verbände vor allem die aus ihrer Sicht mangelnde Praxistauglichkeit der Datenbank.

Mit der neuen SCIP-Datenbank will die Europäische Chemikalienagentur der Abfallwirtschaft helfen, das Recycling zu verbessern.  So sollen Hersteller und Importeure, die Erzeugnisse mit „besonders besorgniserregenden Stoffe“ auf den Markt bringen, verpflichtet werden, in dieser Datenbank über die Inhaltsstoffe dieser Erzeugnisse zu informieren. Nach Meinung der Recycling- und Entsorgerverbände ist dieses Vorhaben jedoch nicht zielführend.

„Grundsätzlich begrüßen wir jedes Instrument, welches die Absicht hat, die Recycling- und Entsorgungswirtschaft zu unterstützen“, erklärt der Präsident des BDE, Peter Kurth. „Das Erfassen sowie Zusammenführen von relevanten Daten könnte in Zukunft unseren Branchen enorme Dienste erweisen, aber die Datenbank ist in dieser Form nicht der große Wurf für mehr Kreislaufwirtschaft. Mit einem Dialog zwischen Herstellern, Recyclern und Politik wäre uns mehr geholfen.Es sollte daher ergänzend zur Datenbank auch ein Dialogforum geschaffen werden.“

„Wir bedauern beispielsweise sehr“, so die VDM-Präsidentin Petra Zieringer, „dass seitens der europäischen Chemikalienagentur nicht bedacht wurde, dass viele Produkte, wie zum Beispiel Kabel, einen sehr langen Produktlebenszyklus haben und erst nach mehreren Jahren oder Jahrzehnten entsorgt und dem Recycling zugeführt werden. Vor allem diese Produkte gelangen kurz- bis mittelfristig ins Recycling, sind aber nicht in der neuen Datenbank erfasst.“

Darüber hinaus gibt bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock zu bedenken, dass aus Effizienzgründen die Ermittlung der Einzelstoffinformationen anhand der Datenbank für jedes Bauteil eines Erzeugnisses nicht mit der Praxis in der Recycling- und Entsorgungswirtschaft vereinbar sei: „Ein hoher Durchsatz von verschiedenen Erzeugnissen einer Produktgruppe mit unterschiedlichen Zusammensetzungen ist für die wirtschaftliche Verwertung zwingend erforderlich. Recycling- und Entsorgungsunternehmen arbeiten in Tonnen und nicht in Einzelstückmaßstäben.“

BDSV-Präsident Andreas Schwenter: „Obgleich wir als BDSV die erklärten Ziele der SCIP-Datenbank unterstützen, ist es aus Effizienz- und Wirtschaftlichkeitsgründen nicht möglich, die geplanten Regelungen auf den Schrottplätzen unserer Stahlrecycling- und Entsorgungsbetriebe umzusetzen. Grundsätzlich kann Stahl- und Edelstahlschrott nur in Tonnen wirtschaftlich verwertet werden. Die vorgesehene Verarbeitung in Einzelstückmaßstäben ist insbesondere bei komplexen Elektro(alt)geräten und Maschinen praktisch nicht durchführbar, da in den Abfallströmen unserer Recyclingbetriebe die Zuordnung der verschiedenen Bauteile zu einzelnen Stoffen und Materialen nicht möglich ist.“  

Zum Herunterladen:

Verbände-Positionspapier