Schlechte Sammelqualitäten - zähe Absatzmärkte - volle Läger und der weiterhin harte Konkurrenzkampf mit Kommunen und gegen Illegale Sammler: Die Textilrecyclingunternehmen treten zurzeit auf der Stelle. Die Branche braucht marktgängige Sammelfraktionen und faire Wettbewerbsbedingungen, denn auch das neue EU-Abfallwirtschaftspaket wird die Lage der Branche nicht verbessern, lautete die Prognose auf dem 7. Internationalen bvse-Alttextiltag.

Derzeit sind die Lagerkapazitäten der Textilrecycler so gut wie erschöpft. Teilweise müssen die Altkleidersammler und -sortierer Lagerflächen kostenintensiv erweitern, um der vertragsgemäßen Verpflichtung zur Leerung der Container nachkommen zu können, die zusätzlich durch fehlendes Personal erschwert wird. Einen weiteren Engpass sehen Sammler in den kommenden Sommermonaten auf sich zukommen. Einige Sortierwerke haben im Hinblick auf die schwierige Absatzsituation verlängerte Betriebsferien angekündigt. Zeitgleich sorgt das Überangebot auf dem Altkleidermarkt, wo sich weiterhin, von kommunaler Seiter mehr oder weniger unbehelligt, unzählige illegale schwarze Schafe tummeln, für niedrige Verkaufspreise.

„Nicht nachvollziehbar ist, dass wir auch nach unzähligen Aufklärungskampagnen und Veröffentlichungen, wie dem bvse-Aktionsflyer gegen illegale Containergestellung und dem von unabhängigen Sachverständigen geprüften bvse-Qualitätssiegel für hochwertige Textilsammlung, von vielen kommunalen Vertretern immer noch mit unseriösen Sammlern in einen Topf geworfen werden. Insbesondere dann, wenn es darum geht, ein kommunales Sammlungssystem durchzuboxen, um gleichzeitig die gewerbliche Sammlung zu verhindern. Erreicht wird damit nur eines: Wird den ordentlich arbeitenden Unternehmen die Containergestellung, beispielsweise auf Supermarktplätzen, untersagt, werden diese Plätze durch illegale Container besetzt“, kritisiert der Fachverbandsvorsitzende Martin Wittmann die mangelnde Voraussicht und das fehlende Einschreiten der Kommunen. Denn diese illegalen Sammler halten sich weder an umweltrechtliche Vorschriften noch an fairen Wettbewerb.

Daneben suchen die „Textiler“ dringend nach neuen Absatzwegen, vor allem für die mindere Fast Fashion Qualität, die als Second-Hand-Ware nicht mehr tragbar ist. Selbst für sortierte Exportware, die auf dem ostafrikanischen Markt gewöhnlich gut nachgefragt wird, sind die aktuellen Absatzchancen eher mäßig und werden sich auch im Herbst nicht deutlich verändern, prognostizierte Wittmann.

Kenia, Uganda, Tansania und Ruanda sind traditionell gute Abnehmer für hochwertige Second-Hand-Ware. Auf regionalen Altkleidermärkten (Mitumbas) versorgt sich die Bevölkerung zu erschwinglichen Preisen mit qualitativ guter Ware. Auf der Argumentationsgrundlage, die heimische Textilindustrie schützen zu wollen, hatten die ostafrikanischen Abnehmerländer in 2016 Schutzzölle erhoben und Importverbote ab 2019 angekündigt. Auf Druck der amerikanischen Regierung wurden diese, mit Ausnahme von Ruanda, aber wieder aufgehoben.

„Besser wäre hier Überzeugungsarbeit für die Notwendigkeit eines funktionierenden Altkleiderhandels gewesen“, so Wittmann. „Ein Importverbot würde nicht der lokalen Textilindustrie helfen, sondern der Billigware und deren Produzenten aus Fernost“, erklärte der bvse-Vizepräsident.

Neue Rechtsvorschrift im EU-Kreislaufwirtschaftspaket wird Qualität weiter mindern, fürchtet die Branche
Das neue EU-Kreislaufwirtschaftspaket verpflichtet die Kommunen, sofern noch nicht geschehen, ab 2025 auch getrennte Sammlungen für Textilien einzuführen. „Natürlich sollen und müssen in Zukunft auch mehr Textilabfälle gesammelt werden, die bisher im Hausmüll landen. Allerdings ist die Gefahr groß, dass wir durch (möglicherweise neu entstehende haushaltsnahe Sammelsysteme der Kommunen und) die dann zweifelsfrei auftretende Vermischung der guten Ware mit den nicht mehr verwertbaren Textilabfällen noch mehr schlechter vermarktbare Recyclingware erhalten und nicht mehr kostendeckend sammeln können“, befürchtet der Vorsitzende des bvse-Fachverbands Textilrecycling Martin Wittmann.