Nach der aktuellen bvse-Alttextilstudie  beträgt das Altkleideraufkommen in Deutschland rund 1,3 Millionen Tonnen pro Jahr. Trends wechseln schnell und Modeketten bringen ständig neue Modekollektionen auf den Markt. Entsprechend häufig wird Neues gekauft. Entsprechend schnell wird auch wieder aussortiert. Die Textilrecyclingbranche sorgt für eine sinnvolle und ressourcenschonende Verwendung. Die Studie des bvse aus dem Jahr 2018 zeigt, dass die Wiederverwendungsquote von Alttextilien weiter zugenommen hat und nun bei 62% der Gesamtmenge liegt, was in Summe über 810.000 Tonnen ausmacht.


Die Erfassung, Aufbereitung, Sortierung und Vermarktung von Altkleidern ist personal- und kostenintensiv und erfordert Kapazitäten wie ein Containernetz, Fuhrpark, Sortieranlagen und Lagerfläche. Deshalb setzen viele karitative Organisationen auf die professionelle Unterstützung der Textilrecyclingbetriebe. Die Vermarktung der Textilien ermöglicht es ihnen, eine Sachspende in finanzielle Mittel umzuwandeln und für ihre gemeinnützigen Projekte zu verwenden. 


Wie in allen Branchen gibt es leider auch unter den Textilsammlern schwarze Schafe, die beispielsweise einen guten Zweck nur vortäuschen oder den ordentlichen Anzeige- und Genehmigungsweg nicht einhalten. Verbraucher sollten vor allem darauf achten, ob Kontaktdaten angeben sind, das Unternehmen erreichbar ist und sich nicht von rührseligen Spendenaufrufen blenden lassen. Orientierung gibt auch das bvse-Qualitätssiegel für das Textilrecycling.


Gibt es nicht in Deutschland genügend Bedürftige, die die Altkleider gut gebrauchen könnten? Die kirchlichen und karitativen Organisationen entnehmen den Sammlungen, was sie für ihre Kleiderkammern vor Ort benötigen. Der Bedarf ist aber bei weitem nicht so groß wie das Sammelaufkommen. Daher ist es sinnvoll, mit national nicht benötigten Mengen den weltweiten Bedarf an tragbarer Secondhandkleidung zu bedienen.


 Insbesondere in ländlichen Regionen Afrikas hat die Versorgung mit Secondhandkleidung für die Bevölkerung als Möglichkeit günstige, gut erhaltene und qualitativ hochwertige Kleidung zu kaufen eine große Bedeutung. Gleichzeitig besteht sie zu einem großen Teil aus Baumwolle und nicht aus Kunstfasern, wie asiatische Importe, was auch hygienische Vorteile hat. Secondhandkleidung ist oft nur wenige Monate getragen und damit aktuell und modisch. Weltweit möchten die Menschen mit einem individuellen Kleidungsstil ihre Persönlichkeit unterstreichen und an Modetrends teilhaben.


Der Vorwurf, der Export von Altkleidern sei für den Niedergang der afrikanischen Textilindustrie verantwortlich, ist nach heutigen Erkenntnissen nicht haltbar. Im Gegenteil: Der Export ist sinnvoll und alternativlos. Die Situation der lokalen Textilproduktion beruht auf vielen verschiedenen Ursachen: Dazu gehören wirtschafts- und handelspolitischen Probleme aber auch Probleme mit der Infrastruktur, beispielsweise der Energieversorgung sowie der Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit von Betrieben. Außerdem überschwemmen asiatische Textilhersteller die Märkte mit billiger Kleidung.

Dazu auch: DRK zum Thema Altkleidersammlung Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zum Altkleiderexport (2012) Stellungnahme des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg zu Problemen mit der Aufstellung illegaler Altkleidercontainer Jutta Sundermann von attac zum Altkleiderexport


Für deutsche Textilrecycling-Firmen arbeiten mehrere Tausend Menschen. Als einer der wenigen Wirtschaftszweige bieten die Unternehmen des Textilrecyclings mit ihren aufwändigen Sortierprozessen auch Arbeitnehmern ohne Ausbildung oder mit geringer Qualifikation eine Perspektive. Die große Nachfrage nach guter und günstiger Secondhandkleidung hat auch in den Käuferländern viele neue Verdienstmöglichkeiten geschaffen. Tausende Menschen bestreiten ihren Lebensunterhalt mit dem Handel von Altkleidern sowie der Reparatur und Aufarbeitung von Kleidungsstücken auf die länderspezifischen Bedürfnisse. 


Der Anbau von Baumwolle als Rohstoff für die Textilindustrie ist sehr wasserintensiv. Gerade in Regionen, in denen Wasser knapp ist, ist das problematisch. Darüber hinaus benötigen die Baumwoll-Monokulturen oft einen hohen Pestizid-Einsatz. Die Wiederverwendung von gebrauchten Kleidern spart Ressourcen und ist deshalb nicht nur ökonomisch sondern auch ökologisch und sozial sinnvoll. Beispielsweise können durch den Wiedereinsatz eines T-Shirts 3kg CO2 eingespart werden. 


Die Bürger sollten weiterhin die seriösen, kostenfreien Entsorgungssysteme nutzen und ihre Kleidung keinesfalls in den Hausmüll geben, um sowohl im In- als auch im Ausland Arbeitsplätze zu sichern und Ressourcen zu schützen. 


Die „Altkleiderberge“ in Deutschland sind nicht wegzudiskutieren. Eine Wiederverwendung als Secondhandware im In- und Ausland ist sozial, ökonomisch und ökologisch sinnvoll. Zu Wiederverwendung und Recycling gibt es keine sinnvolle Alternative. Die Verbrennung brauchbarer Kleidung wäre eine nicht zu rechtfertigende Verschwendung von Ressourcen.