Das Potenzial des Baustoffrecyclings ist noch lange nicht ausgeschöpft. Es weiter zu heben heißt für die Branche: unverzüglich und konstruktiv an der praxisgerechten Umsetzung bestehender und zukünftiger Rechtsrahmen mitzuarbeiten, Qualitäten zu steigern und Kapazitäten auszuweiten.

Rund 160 Teilnehmer und Interessierte an der Baustoffrecyclingbranche trafen sich am 27.07.2022 auf dem Forum des Baustoff Recycling Bayern e.V. in Augsburg. Im Fokus standen die aktuellen Entwicklungen im Baustoffrecycling, qualitätsgesicherte Sekundärbaustoffe sowie die Themen Verfüllung und Deponierung in Bayern, insbesondere auch im Hinblick auf die Umsetzung der Mantelverordnung, die im August 2023 in Kraft treten wird.

Umsetzung zu rechtlichen Rahmenbedingungen jetzt aktiv mitgestalten!

Auch wenn die Mantelverordnung aus der Perspektive der Baustoffrecycler nicht in allen Punkten perfekt sein mag, sollten alle beteiligten Kreise in Politik, Verwaltung, Bau- und Recyclingwirtschaft jetzt unverzüglich gemeinsam und konstruktiv an deren Umsetzung arbeiten, lautete der Tenor des Forums, an dem sich auch der Bayerische Staatsminister Thorsten Glauber und MDgtin Dr. Monika Kratzer vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz beteiligten. Vor allem zähle, dass sowohl die Mantelverordnung als auch Folgeregularien für die Verfüllung und für Sekundärbaustoffe nun bis zum 01.08.2023 auf den bestmöglichen Weg gebracht werden.

0803 MoosleitnerGelebter Klimaschutz: Nachfrage nach Sekundärbaustoffen wächst

„Die Baustoffrecyclingbranche kann positiv in die Zukunft schauen!“, erklärte der Präsident des BR Bayern, Matthias Moosleitner. „Die Nachfrage nach Sekundärbaustoffen und Recyclingmaterial nimmt stetig zu und insbesondere in den Bereichen des Hochbaus und des Bodenaushubs liegt noch sehr großes Potenzial. Die essenzielle Bedeutung des Baustoffrecyclings für den aktiven Klima- und Umweltschutz sowie für Versorgungs- und Entsorgungssicherheit rückt unter dem Eindruck des Klimawandels und den Auswirkungen der Pandemiekrise und des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine sowohl in der Politik als auch in der Öffentlichkeit immer mehr ins Bewusstsein“, so Moosleitner weiter.

Dem pflichtete der Bayerische Staatsminister Thorsten Glauber bei. „Recyclingbaustoffe sollen bei Baumaßnahmen im Freistaat zukünftig im technischen und wirtschaftlichen Umfang bevorzugt und möglichst priorisiert eingesetzt werden“, hob Glauber hervor. Gemeinsam mit dem Bauministerium macht sich das Bayerische Umweltministerium im Projekt „Mission RC20/25“ dafür stark, den Anteil des Bauschutts, der in Recyclinganlagen im Freistaat Bayern aufbereitet wird, bis zum Jahr 2025 um rund 20 % zu steigern.

„Wir wollen unseren Kunden Produkte liefern und keine Abfälle“

„Darauf kann und wird sich die Branche jedoch nicht ausruhen“, waren sich Matthias Moosleitner und auch bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock einig. Die Verbändechefs fordern von der Politik endlich ein klares Signal zur Umsetzung eines bundesweiten Produktstatus für qualitätsgesicherte und zertifizierte Sekundärbaustoffe. Seit mehr als 10 Jahren arbeiten bvse und Baustoff Recycling Bayern erfolgreich an dem Ziel, die Akzeptanz für qualitativ hochwertige und zertifizierte Sekundärbaustoffe bundesweit voranzubringen. Auf eine Regelung auf EU-Ebene zum Produktstatus, die noch viele Jahre dauern kann, kann die Branche nicht warten.

0803 Rehbock"Mit der Gründung der QUBA Qualitätssicherung Sekundärbaustoffe GmbH vor rund 2 Jahren haben wir eine wirkungsvolle Bundesgütegemeinschaft geschaffen, die bereits in 5 Bundesländern erfolgreich gestartet und in weiteren Bundesländern auf großes Interesse gestoßen ist. Allein in Bayern wurden von 227 zertifizierten Unternehmen bis heute rund 5,5 Millionen Tonnen qualitätsgesicherte Sekundärbaustoffe generiert. Qualität ist der Schlüssel zum wachsenden Vertrauen bei Bauherren und Verwendern von Sekundärbaustoffen“, so Rehbock.

Wichtige Investition in Anlagen und Kommunikation

Vorträge zu aktuellen Entwicklungen und Praxiserfahrungen am Nachmittag der Veranstaltung verdeutlichten aber auch, dass für eine Steigerung der Nachfrage nach qualitätsgesicherten Sekundärbaustoffen und der weiteren kundengerechten Optimierung dieser wertvollen Baustoffe in Zukunft noch umfangreiche Investitionen in Innovationen, Modernisierung und Erweiterungen von Anlagenkapazitäten von Bedeutung sein werden. Auch hier erhofft sich die Branche die Unterstützung von Politik und Verwaltung mit Regularien, die entsprechende Vorhaben fördern und nicht behindern.

Weiter investieren will die Branche aber vor allem auch in die Kommunikation mit ihren Kunden, der Politik, Verwaltung und der Öffentlichkeit, um die Akzeptanz von Sekundärbaustoffen zum Schutz von Klima und Umwelt weiter voranzubringen.