Bildquelle: ETONWERK BÜSCHER GMBH & CO. KG

Der Anteil an Bau- und Abbruchabfällen in Deutschland ist riesig. Doch für Neubauten lassen sich diese bislang nicht nutzen. Das will ein Familienunternehmen aus dem Münsterland ändern.

Es hat ein Verfahren entwickelt, mit dem Abrissmaterial bzw. gemischter Bauschutt recycelt und so aus alten Materialien neue Häuser entstehen können.

Herausforderung: Wohin mit den Bau- und Abbruchabfällen?

2019 kam Deutschland laut Statistischem Bundesamt auf 417 Millionen Tonnen Abfall, knapp 230 Tonnen und damit rund 55 Prozent machen dabei Bau- und Abbruchabfälle aus. Das gemahlene Abrissmaterial kann zwar für den Straßenbau und Verfüllungen wieder aufbereitet werden, doch mittlerweile übersteigt das Angebot bei weitem die Nachfrage. Viele Kommunen wissen längst nicht mehr wohin mit den Abfällen, denn immer mehr alte Häuser werden abgerissen. Für Neubauten darf das Abrissmaterial bisher nicht eingesetzt werden. Darunter leidet auch die Umwelt: Denn um Baustoffe wie Kies, Gesteinskörnung und Sand zu gewinnen, wird in die Natur, Umwelt sowie in den natürlichen Wasserhaushalt eingegriffen und dabei Lebensraum zerstört.

Das wollten die Brüder und Inhaber von Betonwerk Büscher, Hans-Jürgen und Wolfgang Büscher, ändern. Ihre Vision: aus alten Gebäuden neue Gebäude machen, mit Fertigteilen aus Recycling-Beton, die genauso sicher und stabil sind wie Betonfertigteile aus Primärrohstoffen. Bislang dürfen maximal 30 bis 45 Prozent Altmaterial beim Guss von neuen Formteilen beigemischt werden.

Lösungsansatz: Neuer Baustoff aus altem Abrissmaterial

Die Büscher-Brüder experimentierten mit Abrissmaterial, das sie zuvor in der Steinmühle zerkleinerten. Anfangs wurden sie dafür von der eigenen Belegschaft belächelt und mussten immer wieder Rückschläge hinnehmen, weil die Ergebnisse nicht den Anforderungen entsprachen. Fünf Jahre lang liefen Versuche, immer wieder wurden die Zutaten des neuen Baustoffs verändert, daneben probierten sie verschiedenste Versuchsmischungen aus. 

So entwickelte Büscher ein Verfahren, mit dem aus dem alten Abrissmaterial ein innovativer Baustoff entsteht, der als Ersatz für Kies und Sand dient. Damit gelingt es, Betonfertigteile zu 75 Prozent aus alten Materialien herzustellen – ein bislang noch nie erreichter Recycling-Anteil, bei dem die primären Rohstoffe Kies/Körnung/Sand zu 100 Prozent ersetzt werden. „Ein schönes Beispiel für Kreislaufwirtschaft mit dem Ziel, vom Downcycling hin zum Upcycling zu kommen“, betont Thomas Overbeeke, der das Vorhaben betreut.

Erfolg: Musterhäuser aus Recycling-Beton

Die neuen Recycling-Betonelemente können mit traditionell hergestellten Elementen mithalten – das bestätigen die Universitäten Kaiserslautern und Duisburg-Essen. Sie verfügen über gleichwertige technische, statische und klimatische Eigenschaften. Der Recycling-Beton ist geeignet für tragende und nicht-tragende Innenwände und ermöglicht neue architektonische Spielräume. Da die Betonfertigteile bereits industriell vorgefertigt sind, können Bauprojekte zudem schneller realisiert werden. Außerdem können alle Recycling-Betonfertigteile erneut wiederverwertet werden und sind damit ein stetiger Bestandteil des Kreislaufs. Aus Alt kann also immer wieder Neu werden.

Um zu beweisen, dass der Recycling-Beton funktioniert, planen Hans-Jürgen Büscher und Wolfgang Büscher zwei Musterhäuser in Heek und Nienborg aus ihren neuen Recycling-Betonfertigteilen. Laut Prokurist Thomas Overbeeke sind die Grundstücke gekauft und die Baugenehmigungen erteilt, nun wird geplant, wie sich die Recyclinghäuser umsetzen lassen.

Zudem erwarten die Büscher-Brüder kurzfristig die Zulassung des Recycling-Betons durch das Deutsche Institut für Bautechnik.

Quelle und weitere Informationen: BETONWERK BÜSCHER GMBH & CO. KG, HEEK