Der bvse informiert den Mittelstand über Abfall, Sekundärrohstoffe, Recycling und Entsorgung.

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 Sebastian_Will Sebastian WillDer deutsche Schrottmarkt leidet nach Angaben von Sebastian Will unter „riesengroßen Überkapazitäten“. „Die installierte Schredder-Leistung beträgt 5,3 Millionen Tonnen, aktuell werden aber nur knapp 4 Millionen Tonnen Schrott verarbeitet“, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Fachverbands Schrott, E-Schrott und Kfz-Recycling im bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung auf dem 11. MBI Stahl Tag in Frankfurt.

Die Krise ist laut Will einerseits auf die schwache Stahlkonjunktur zurückzuführen, sei teilweise aber auch hausgemacht. Denn vor dem Einbruch der Weltwirtschaftskrise 2008 hätten die Unternehmen in Erwartung weiter steigender Preise in erheblichem Umfang neue Schrottaggregate in Betrieb genommen.

„Im August 2008 wurde noch spekuliert, wann der Schrottpreis die 500 Euro pro Tonne erreicht, schon im September ging der Preis dann um 100 Euro zurück“, erinnerte sich Will, der im Hauptberuf Rohstoffhändler im väterlichen Schrottbetrieb ist. Von diesem Einbruch habe sich die Schrottwirtschaft noch nicht wieder erholt, „viele Firmen schreiben tiefrote Zahlen“, so Will.

Hohe regulatorische Hemmnisse für die Branche

Der Schrottexperte beklagte darüber hinaus regulatorische Hemmnisse für die Branche. So muss seit der Novellierung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes im Jahr 2012 die gewerbliche Schrottsammlung bei den Behörden angezeigt werden – die öffentliche Hand habe dies als neue Einnahmequelle genutzt. Will nannte weiterhin die TA Luft mit der Halbierung von Emissionswerten sowie die Störfallverordnung. Verschärfend komme hinzu, dass viele kleine, inhabergeführte Familienbetriebe demnächst vor einem Generationenwechsel stünden, die Nachfolge aber oftmals nicht geregelt sei: „Angesichts der bürokratischen Hürden fragen sich viele Firmenerben, ob es sinnvoll ist, den Betrieb weiter zu führen.“

Insgesamt sei die Branche von einem Verdrängungswettbewerb geprägt, bei dem die Kleinen auf der Strecke blieben. „Die Auslese geht munter weiter, nur kerngesunde Unternehmen werden die Talfahrt überstehen“, so Will. Wie der Experte weiter ausführte, hat in der Stahlproduktion die Hochofenroute aufgrund relativ stärker sinkender Rohstoffpreise einen komparativen Kostenvorteil gegenüber dem Elektrostahlverfahren. So habe sich der Anteil des Hochofenstahls an der gesamten Rohstahlproduktion in Deutschland seit 2012 von 67,7 Prozent auf 70,1 Prozent erhöht, im Gegenzug ging der Anteil des im Elektroverfahren hergestellten Stahls auf knapp unter 30 Prozent zurück.

Dies hat laut Will Folgen für die Schrottverarbeiter, denn die Elektrostahlwerke sind die größten Schrottabnehmer - dem Rohstoffhändler zufolge entfallen im Durchschnitt von 1,2 Mio t Schrottbedarf 1 Mio t auf den Elektrostahlbereich und nur 200.000 t auf die Hochofenroute.

Für die Zukunft der Schrottwirtschaft zeigte sich Will trotz aller Widrigkeiten zuversichtlich: „Schrott fällt immer an und wird immer gebraucht.“

Mark Krieger
MBI/kri/gil

Mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung von STAHL MONITOR.

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